Modellbau: Beschriftung mit Decal-Folie: 2 Beispiele

  • Hallo Forumisten


    Regelmässig habe ich in der vergangenen Zeit über die Beschriftung von Modellen resp. die Erstellung von Decals gelesen. Gerne möchte ich euch 2 meiner abgeschlossenen Projekte vorstellen:


    Leichtstahlwagen MThB:
    Da es sehr wenige Modelle der MThB gibt und mir genau diese Leichtstahlwagen sehr gut gefallen haben (obwohl sie noch vor meiner Zeit unterwegs waren ;) ) habe ich auf Basis eines Liliput-Wagens das folgende Modell erstellt:



    Insgesamt habe ich 3 Wagen gemacht, 1 x AB + 2 x B.


    - Der MThB-Schriftzug sowie Betriebs-Nr. sind selber hergestellt + gedruckt
    - Die Klassen-Bezeichnungen können nicht selber hergestellt werden, da Tintenstrahl- und Laserdrucker nicht deckend drucken. Lösung: als Vektorgrafik erstellt und gedruckt durch druckeronkel .


    SBB Re 460 Historic:
    Schon lange war der Wunsch nach einer Re 460 Historic da. Doch sind die Industriemodelle (HAG + Roco) sehr selten zu finden. So machte ich mich ans Werk und zeichnete die Decals als Vektorgrafik nach um sie anschliessend drucken lassen zu können. Zuerst wurde alles Weiss gedruckt, anschliessend die Farben um ein sauberes Decal zu erhalten (ausgeführt durch druckeronkel).



    Als Spenderlok musste eine Re 460 von Roco dran glauben. Die alte Beschriftung wurde komplett entfernt und der rote Teil der Lok neu gespritzt. Anschliessend wurden die Decals aufgebracht und alles mit Klarlack versiegelt. Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden:



    Ich habe mich entschlossen den unteren Rahmen nicht neu zu lackieren und lediglich die Betriebs-Nr. neu zu überkleben mit einem Decal. Leider fand ich erst im Nachhinein den korrekten Farbton. Der Unterschied auf dem Foto ist jedoch erheblich intensiver als wenn die Lok in der Vitrine steht.


    Ich hoffe den einen oder anderen motiviert zu haben, sein eigenes Modell zu bauen :)
    Ebenso würde mich natürlich eure Meinung oder Kritik interessieren.


    Einen erholsamen Sonntag + Grüsse
    Reto

  • Salü Reto


    Ein interessanter Beitrag, Hut ab vor deinem Können! Eine Frage zu der Wagennummer und dem MThB- SChriftzug auf dem Leichtstahlwagen: Als absoluter Laie in diesen Dingen frage ich, wie hast du das gemacht? Auf eine "Decal-Folie" oder eine Klarsichtfolie, welche du anschliessend einfach aufgeklebt hast oder...?


    MfG XaS


    PS: Nettes Avatar-Bild, das Frontwappen des 21i sieht super aus! Ist das ein Original?

  • Sehr interessant! Bei amerikanischen Modellbahnern ist ja das (Um-)Beschriften von Modellen mit Decals weitverbreitet bzw. geradezu alltäglich, bei uns hingegen machen das nicht so viele. Du zeigst uns, dass sich selbst schwierige Aufgaben wie die "Historic" damit gut gestalten lassen (bei HAG war das ein problematisches Modell, da sich die silbern reflektierende Beschriftung teilweise wieder ablöste).

    Mit Forumistengruss, Stefan

    _____________________________


    "Die HAG Jünger sind auf dem gleichen Niveau wie die Märklin Fundamentalisten angelangt, für alles wird die passende Ausrede und Erklärung gesucht warum gerade jetzt wieder ein Fehler entschuldbar ist."

    (Heutiger "HAG-Apostel" am 25.12.2013.)

  • Hallo,


    vielen Dank für den sehr interessanden und inspirierenden Beitrag. Mir stellt sich beim Thema Decal immer eine Frage: Wie schafft man es, dass man die Decalfolie nicht sieht? Bei grossflächigen Beschriftungen kann man ja die Buchstaben haargenau auschneiden und dann aufbringen. Aber bei kleinteiliger Beschriftung? Oder sind heutige Decals so fein, dass man das Trägermaterial nicht mehr sieht?


    Gruss


    Tim

  • Die Decals-Trägerfolie vom Druckeronkel ist erfahrungsgem. hauchdünn. Trotzdem kann es sein, dass das Decal auf glatten Oberflächen - je nach Lichteinstrahlung - sichtbar wird. Dies ist meist dann der Fall, wenn der Untergrund matt oder seidenmatt gespritzt wurde und dann das auf glänzendem Trägerfilm gedruckte Decal draufkommt.


    Bei glatten Oberflächen, wie z.B. dem gezeigten MThB-Leichtstahlwagen, gibt es folgenden Trick:
    - Den Wagen mit Glanzfarbe spritzen.
    - Das Decal, dessen Trägerfolie ebenfalls glänzt, auftragen.
    - Den Wagen mit seidenmattem Klarlack spritzen.
    Der Klarlack versiegelt das Decal und "schmiegt" sich an die Kanten des Decals (bildet einen Übergang, eine "Rampe"), welche so danach kaum mehr sichtbar sind.


    Wichtig ist natürlich, dass das verwendete Decal "frisch" resp. die Trägerfolie noch nicht vergilbt ist.



    Thomas

  • Es freut mich, dass diese 2 Modelle diesen Anklang finden. Es finden sich viele Möglichkeiten, diese Decals in unserem Hobby einzusetzen. Werde bei Gelegenheit noch weitere Projekte vorstellen.

    ls absoluter Laie in diesen Dingen frage ich, wie hast du das gemacht? Auf eine "Decal-Folie" oder eine Klarsichtfolie, welche du anschliessend einfach aufgeklebt hast oder...?

    Es sind beide Beschriftungen auf transparente Decal-Folie gedruckt. Meine ersten Versuchte basierten noch auf selbstklebender Klarsichtfolie, dieses Vorgehen wurde aber sehr schnell durch Decals abgelöst ;)
    Der beige Streifen wurde abgeklebt, Beschriftung sauber entfernt und anschliessend lackiert (genaue RAL-Farbe müsste ich nachschauen).

    Nettes Avatar-Bild, das Frontwappen des 21i sieht super aus! Ist das ein Original?

    Ist das Original, ja. Aber leider nicht in meinem Wohnzimmer :) Das Original ist im Eigentum der Thurbo. Fotografiert habe ich dieses an den Festlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Stammlinie in Weinfelden im vergangenen Dezember.


    @Timothy:
    Ich kann mich der Erklärung von RSD-16 nur anschliessen. Hätte ich nicht besser sagen können.
    Wichtig scheint mir aber noch, dass man die Folie nie zu 100% "unsichtbar" machen kann. Generell kann man sagen, je dünner die Folie desto geriner die Chance das man die Konturen erkennt ABER je dünner die Folie ist, umso schwieriger ist es auch diese auf das Modell aufzubringen.


    Grüsse
    Reto

  • Mit welchem Programm zeichnest Du die Voktorgrafiken?


    Ich hätte Lust auch mal so etwas auszuprobieren mitels umlackierung und Decal-Beschriftung. (Ideen hätte ich mehr als genug).



    Vielen Dank für Deine Antwort
    Pascal

    Man kann die Sonne nicht verbieten, aber dafür sorgen dass andere im Schatten stehen :P

  • Hallo Pascal


    Die Vektorgrafiken zeiche ich mit Adobe Ilustrator. Mit Vektorgrafiken arbeite ich jedoch nur, wenn ich die Decals nicht selber drucken kann. Bei Pixelgrafiken verwende ich Adobe Photoshop.


    Gruess
    Reto

  • Hallo Thomas und Reto,


    vielen Dank für die Infos. Das tönt doch gut. Ich denke, ich werde mich auch einmal versuchen.


    Darf ich beim Thema Vektorgrafiken nochmal nachhacken? Welches Dateiformat wird für das Drucken der Decals benötigt?


    Abhängig vom erforderlichen Dateiformat, ist evtl. das kostenfreie Programm inkscape eine Alternative zu Adobe Ilustrator.


    Gruss


    Tim

  • Hallo Tim


    Vektorgrafiken können zB im PDF-Format sein (nach meiner Erfahrung unter den Grafiker das meist verwendete). Der grosse Unterschied zu den Pixelgrafiken ist jedoch, dass sie mit Pfaden arbeiten und nicht mit Punkten.
    Wenn du die Grafiken selber erstellt musst du das Format nicht beachten. Die Folien werden wie normales Papier in den Drucker gelegt.


    Korrekt, inscape ist durchaus eine Alternative :)


    Ich hoffe das ich deine Frage richtig verstanden habe.


    Grüsse
    Reto

  • Gehe ich richtig in der Annahme, dass ein Laser-Drucker verwendet werden muss?


    Denn bei meinem Tintenstrahldrucker habe ich schon mehrmals beobachtet, dass das Wasser den Druck verschmiert hat.

    Man kann die Sonne nicht verbieten, aber dafür sorgen dass andere im Schatten stehen :P

  • Nein, gehst du nicht :)


    Werden die Decals mit einem Tintenstrahldrucker gedruckt, so muss die Folie anschliessend mit Klarlack versiegelt werden. Ich habe dies bis vor kurzem so gemacht, ohne Problem. Es muss jedoch ein Acryllack sein und keiner auf Wasserbasis.

  • Beim Laserdrucker sollte beachtet werden, dass dieser die Decal-Folie erhitzt und ggf. zum schmelzen bringen kann. Mir ist das mal passiert, obwohl die Folie ganz klar für Laserdrucker bestimmt war.


    Zum Format:
    Ich hatte mal das "artwork" mit konventionellen Windows-Programmen erstellt, damit ein PDF generiert und so dem Druckeronkel geschickt. Ging problemlos und die Qualität war auch ok.



    Thomas

  • Wenn wir schon beim Thema Decals nach Wunsch sind - hier bietet ein inländisches Jungunternehmen solche an: http://www.aema-modellbau.ch/Decals.htm


    (Nur so nebenbei philosophiert: Die Jungs gibt's offenbar schon seit zwei/drei Jahren, aber kaum einer kennt sie. Und wenn sie nicht im Nachbarforum BFS einen Thread gestartet hätten... :whistling: )

    Mit Forumistengruss, Stefan

    _____________________________


    "Die HAG Jünger sind auf dem gleichen Niveau wie die Märklin Fundamentalisten angelangt, für alles wird die passende Ausrede und Erklärung gesucht warum gerade jetzt wieder ein Fehler entschuldbar ist."

    (Heutiger "HAG-Apostel" am 25.12.2013.)

  • Hallo zusammen


    Da das Wetter heute wieder sehr wechselhaft ist habe ich mich entschlossen, mein aktuelles Projekt mit den gestern erhaltenen Decals zu versehen.


    [Blockierte Grafik: http://www.mthb.ch/images/p3152151.jpg]
    Quelle: mthb.ch, Verein Historische MThB


    Als MThB-Fan habe ich mich dazu entschlossen den kürzlich revidierten Leue-Zug in H0 nachzubilden. Da es den ABDe 4/4 leider nie als Modell gab, bin ich hier einige Kompromisse eingegangen. Mein Modell hat zudem noch die alten Schwingtüren:



    Der "ABDe 4/4" ist von HAG. Ich konnte dieses Modell in einem stark gebrauchten Zustand sehr günstig erstehen - für mein Projekt perfekt. Anschliessend wurde es abgeschliffen und neu grundiert und im entsprechenden grün (RAL 6005, moosgrün) neu lackiert. Der BDt stammt von Lima. Hier wurde die Front leicht angepasst und 2 Fenster verschlossen (was mir beim einen leider nicht ganz perfekt gelungen ist).


    Die Beschriftungen entsprechen zu 99% dem Original. Da das Vorbild im Locorama in Romanshorn steht und das öffentlich zugänglich ist, konnte ich dort alle Beschriftungen fotografieren und danach nachzeichen/bauen für den Druck der Decals.


    Ich habe noch Decals für 3 Kompositionen (Nr. 12, Weinfelden), falls jemand Interesse hat...


    Wünsche euch nun einen angenehmen Sonntag.


    Grüsse
    Reto

  • Ich schliesse mich Oski an - das sieht doch schon ganz beachtlich aus! :thumbup:


    Und irgendwie erinnern mich deine MThB-Modelle noch an ein Versprechen meinerseits... ;)

    Mit Forumistengruss, Stefan

    _____________________________


    "Die HAG Jünger sind auf dem gleichen Niveau wie die Märklin Fundamentalisten angelangt, für alles wird die passende Ausrede und Erklärung gesucht warum gerade jetzt wieder ein Fehler entschuldbar ist."

    (Heutiger "HAG-Apostel" am 25.12.2013.)