Jaaa, mich gibts auch noch - entgegen mancherlei Annahmen, ich hätte sämtliche modellbauerische Aktivitäten sang- und klanglos eingestellt und im Hobbykeller ein Turnzimmer für das Fräulein Tochter eingerichtet (solche Ansinnen gab es tatsächlich! ), war ich nicht ganz untätig. Zwar hielten sich die konkreten Arbeiten zu Weiterbau der Anlage in Grenzen - schliesslich war das Wetter trotz der eher wechselhaften Lage durchaus für Outdoor-Aktivitäten geeignet und auch die Familie will ja hin und wieder gemeinsam was unternehmen. Und so wurden nur kleine Projekte realisiert, wobei auch ehrlicherweise gesagt werden muss, das ich nach den monatelangen Verkabelungsarbeiten gelinde gesagt auch eine kreative Pause nötig hatte - dieser Aspekt der Modellbahnerei gehört nicht gerade zu meinem Favoriten, und wenn ich daran denke, das ich in einigen Monaten (oder je nach Lust und Baufortschritt auch erst in einigen Jahren) noch die kompletten Aussensignale sowie die Haus- und Strassenbeleuchtung und diverse andere Gimmicks verkabeln muss, verliere ich jetzt schon jegliche Lust....
Immerhin hab ich zum Einen eine Druckerei aufgetan, die mir meine Hintergrundkulisse nach selbst geschossenen Vorlagenfotos zum recht akzeptablen Preis auf Endlosbahnen drucken würde, und zum Anderen habe ich es geschafft, im Anschluss an die Kopfgleisgruppe im Schattenbahnhof und ohne den Zugang bzw. Zugriff im Schattenbahnhof einzuengen noch drei weitere Abstellgleise mit Längen von 50-90 cm unterzubringen. Diese Gleise C2-C4 dienen allerdings hauptsächlich zum Abstellen von seltenst benötigten Kurzkompositionen, vor Allem für Fahrzeuge, die thematisch nichts oder nur sehr wenig mit dem Lötschberg zu tun haben (wie gesagt, mir gefallen die Eloks der SNCF aus den 60er und 70er- Jahren.... ) und werden im Regelbetrieb eigentlich nicht gebraucht. Sie sparen aber das manuelle Austauschen dieser Fahrzeuge und Wegstellen in die (wie üblich immer zu kleinen) Vitrine....
Was aber seit zwei Monaten ausgiebigst getan wurde (und was ich hier mit fast diebischem Vergnügen und sehr genüsslich ausbreite ), das war (oder besser ist auch noch) das Testen der verschiedenen Triebfahrzugkonstellationen. Vor allem die langen 30,3 cm-Schnellzugwagen wurden in der unterschiedlichsten Zusammensetzung und mit allen möglichen und unmöglichen Lokomotiven als Vorspann über sämtliche möglichen und unmöglichen Fahrwege gequält, um letztendlich reibungsloses Verkehren in allen denkbaren Zusammenstellungen zu ermöglichen. Dabei wurde festgestellt, dass wagenseitig z.B. die Tillig-Schlierenwagen recht empfindlich sind, wenn sie bei schweren Zügen im vorderen Zugteil eingestellt werden. Auch das von mir erhoffte Fahren mit den wegen der "Pufferausheber bei Fremdfahrzeugen" berüchtigten Märklin-Kurzkuppungen konnte trotz der grossen eingesetzten Radien (minimal 55,6 cm) nicht entgleisungsfrei umgesetzt werden, so dass auf die Roco-Universalkupplung zurückgegriffen werden muss, die leider aber im Vergleich zur Märklin-KK einen etwa 1,0 mm grösseren Wagenabstand verursacht. Allerdings werden bei schweren Schnellzügen auf der Rampe durch das Zuggewicht die Kulissen sowieso ziemlich gedehnt.....
Ein propietäres Kupplungssystem kommt aber für mich generell nicht in Frage, weil diverse Loks eben noch mit einfachen Haken ausgestattet sind und ich derzeit den Umbau noch etwas scheue (besonders eben diverse ältere HAG-Loks...). Vielleicht werde ich aber bestimmte Schnellzugskompositionen, die sowieso immer in einer definierten festen Zusammenstellung laufen (vor allem der BLS EW IV-Zug) später mal mit der so einfachen wie genialen PIKO-Ganzzugkupplungsdeichsel ausrüsten...ach, wieder eine Baustelle für die Zukunft.
Nachdem die verschiedenen Kompositionen endlich dann sauber und ohne Entgleisung oder Abheben liefen (was u.a. an zwei Stellen ein Nachjustieren der Gleisanlage erforderte, vor allem im Bereich des Spw Grubi, dort wo die Übergangsbögen aus der Überhöhung an die Weiche 53 stossen), ging es an die Zugkrafttests:
Für die Triebfahrzeuge gilt das schon desöfteren von mir gesagte und hier im Forum auch schon ausgiebigst diskutierte: ich brauche nicht nur zeitgemässe Detaillierung, sondern auch Zugkraft. Es hat sich das bestätigt, was ich schon immer behauptet habe. Festzuhalten ist, dass eigentlich alle HAG-Lokomotiven den 13-Wagen-Testschnellzug , bestehend aus einem Roco-WLABm, einem ACME Bcm-Z, einem LSM Bcm-X, dem Roco EW IV mit Kinderabteil, dem Tillig RIC-Schlieren, zwei Lima EW I, dem Roco EW II D und 5 HAG-EW I ohne Probleme die Rampen hochkriegen - wobei die einmotorige HAG Ae 8/8 hörbar am Arbeiten ist, wenn das Motordrehgestell vorausläuft. Zu Geschwindigkeitseinbrüchen führt das allerdings nicht, auch das Anfahren auf der Rampe und im engen Bogen ist ohne Schleudern möglich. Gleiches gilt übrigens für die Re 420 aus gleichem Hause. Hier ist aber ein Unterschied zu bemerken, ob die betreffende Lok mit einem alten Märklin 6090 oder einem ESU V3 ausgestattet ist. Letzterer regelt entscheidend besser, beim Märklin 6090 ist Motordrehgestell voraus ein winziger, aber beobachtbarer Geschwindigkeitseinbruch zu erkennen. Witzigerweise gilt das nur für die 420, die Re 6/6 aus gleichem Hause zeigt diese Eigenschaft trotz eigentlich noch schlechterem Adhäsionsverhalten (2/6 statt 2/4) nicht. Vielleicht liegt es tatsächlich einfach am Gewicht. Problemlos verhalten sich auch die alte Generation der HAG-Loks und sämtliche noch vorhandenen Märklin-Fahrzeuge, deren Gehäuse aus Guss bestehen - und witzigerweise die mit Plastikgehäuse versehene DB-120 (Kreisch!! DER Feind!!! Aber 1988 war tatsächlich eine bei den 75-Jahr-Feiern am Lötschberg im Regeldienst). Aber auch die Roco- Ae 6/8 gibt keinen Anlass zur Klage - ganz im Gegenteil zu den Erstserien-Re 4/4 II aus gleichem Hause. Diese wirklich wunderschönen Loks sind zugkrafttechnisch ein Reinfall (zumindest auf meiner Anlage). Vorbildgerechterweise sollte sie etwa 12 EW I den Lötschberg hochschleppen. Aber schon bei 8 Wagen dieses Typs kommen die einfach viel zu leichten Kisten ins Schleudern, egal an welcher Stelle die haftbereifte Achse sich befindet. Für die Traktion der schweren Züge muss also auf eine Doppeltraktion zurückgegriffen werden - oder man lässt nur die kurzen 6-Wagen -Zwischentakt-IC von diesen Loks ziehen.
Übrigens teilen Sie sich dieses Schicksal mit dem Mehano-Eurosprinter....
Kleiner Bonmot am Rande: die auf einer Börse billig geschossene PIKO- SNCF BB67000 aus dem Hobby-Programm hat traktionstechnisch absolut keine Probleme mit dem Testschnellzug - obwohl sie ein ähnliches Antriebskonzept wie die Roco-Re 4/4 II aufweist. Aber irgendwie ist sie auch fast 100 g schwerer - und ich hab in die Roco-Loks schon an allen möglichen und unmöglichen Stellen dünne Druckerblei-Streifen als zusätzliche Masse untergebracht...
Übrigens, nur um Spekulationen vorzubeugen: ich rede hier natürlich nur von ausgewachsenen Streckenloks, die auch beim Vorbild vor den Lötschberg-Zügen zu finden waren. Niemals käme ich auf die Idee, dass z.B. die einzige V60 der BLS (die ex DB 260 749) einen solchen Zug ziehen müsse...
Aber nun genug gelabert, hier mal ein paar Impressionen von den Testfahrten:
Äääähm, ja - passt gar nicht zum Thema....aber mir gefallen diese Dinger einfach!!!
Hier mal was zum Forum UND Thema passendes... die EW I im Hintergrund gehören noch zum selben Zug!
Wie erwähnt - zwei Roco-Re haben keine Problem - eine einzige wäre hier in der 27-Promille-Steigung schon am Schleudern....
Das HAG-Gegenstück macht keine so grossen Probleme - hier an der Grubi auf dem Weg ins Gegengleis um bis Frutigen (vulgo
Schattenbahnhof) einen Güterzug talwärts zu überholen...
Jetzt hab ich aber wieder genung erzählt. Das Wetter ist heute schön genug, um diesen freien Tag auf dem Rennvelo zu geniessen.
Ihr werden hier erst wieder was von mir Lesen, wenn es was neues, konstruktives vom Anlagenbau zu erzählen gibt. Da dazu aber erstmal die Hintergrundkulisse vorbereitet werden muss, kann das dauern.....
Viel Spass noch beim Diskutieren....