Über das Thema Öl für Modellbahnen wollte ich schon seit längerem einen Artikel schreiben. Hier ist nun der Anfang dazu. Letztes Wochenende habe ich im Stummi Forum ein paar Beiträge dazu gesehen, welche alle nur auf Präferenzen der Verfasser beruhen aber nach meiner Beurteilung keiner genaueren Betrachtung standhalten würden.
Meine Kenntnisse zu diesem Thema sind auch nicht wirklich überragend und unser Tribologie Spezialist hat sich gestern für zwei Monate Richtung Australien verabschiedet.
Nichts desto trotz will ich hier ein paar Punkte aufzeigen wo Problematiken liegen und liegen könnten. Möglicherweise hat auch erzhal einige Kenntnisse der chemischen Zusammenhänge die weiterhelfen. Speziell betreffend der in Ölen enthaltenen Additiven und deren Auswirkungen auf Kunststoffe.
Ein grosses Problem das immer wieder auftritt ist das verharzen der Öle. Das Auktionshaus Dorenbach hat dazu einen interessanten Hinweis http://www.dorenbach.ch/tipp_00.htm. Die genaue Ursache für das Verharzen kenne ich bis jetzt noch nicht habe aber das folgende im Internet gefunden:
Erdölharze sind ungesättigte Kohlenwasserstoffverbindungen, die an der Luft oder beim Erhitzen verharzen und lackartige, spröde, weniger harte oder braungelbe Rückstände bilden.
Diese Erdölharze werden wohl auch in den Schmierölen anzutreffen sein.
Grundsätzlich bei einem älteren Modell das länger nicht mehr gefahren wurde nicht einfach den Spannungsregler voll aufdrehen und warten ob sich etwas bewegt. Ist der Motor verharzt verbrennen einfach die Wicklungen. Also bitte vorher überzeugen ob der Motor auch noch mechanisch dreht.
Viskosität
Die Viskosität gibt an wie Zähflüssig eine Flüssigkeit ist, je kleiner Zahl die desto dünner und je höher desto dicker ist die Flüssigkeit. Spindelöle haben kleine Viskositäten z.B. ISO15, Gleitbahnöle hohe z.B. ISO220.
Ob es eine Regel gibt wie Öle die stärker zum verharzen neigen erkannt werden weiss ich nicht, dunkle Öle habe ich eher im Verdacht, dass sie stärker dazu neigen als helle. Die Viskosität wird sicher auch noch eine Rolle spielen.
Bei Maschinenölen sind die Öle mit einer niedrigen Viskosität klar oder sehr hell, je höher die Viskosität ist desto dunkler werden die Öle.
Öle für Kunststoffe und Metalle
Hier kann eigentlich nur auf die Angaben der Anbieter abgestützt werden. Öle haben zum Teil Additive die Kunststoffe quellen lassen. In aller Regel geben die Schmieröl Produzenten auch nicht bekannt welche Zusätze sie verwenden. Ist man sich unsicher ob das Öl geeignet ist für Kunststoff oder nicht muss man sich mit einem Versuch behelfen und ein Kunststoff Zahnrad längere Zeit im Öl einlegen um dessen Quellverhalten feststellen zu können.
Abschleuderfestigkeit
Das Schmieröl möchte man möglichst auf den zu schmierenden Teilen haben und nicht in der Umgebung. Ein klebriges Öl haftet besser auf den Zahnrädern, sammelt dafür besser herumliegenden Dreck auf. Schmiersprays auf PTFE (Teflon) Basis sind sehr Abschleuderfest und tropfen nicht, sie werden bevorzugt in der Lebensmittelverarbeitenden Branche verwendet. Einen solchen Spray würde ich persönlich nie an einer Modelllok anwenden, da sie sehr zähflüssig sind. Waffenöle wurden auch schon empfohlen. Die herausragende Eigenschaft dieser Öle ist ihre Verwendbarkeit in einem extrem breiten Temperaturbereich. Ob sie geeignet sind für Modellgetriebe entzieht sich meiner Kenntnis. Bei reinen Metallgetrieben sind bestimmt keine Probleme zu erwarten.
Hände weg von Ölen auf Pflanzenbasis
Speiseöle gehören absolut nie in ein Getriebe. Diese haben keine richtige Schmierfähigkeit und verharzen mit Garantie. Ebenfalls kritisch sind Öle auf Esterbasis, diese hinterlassen einen klebrigen Film. Bei Bioölen immer kritisch sein, ein vorheriger Versuch kann sicher nicht schaden.
Trocken, Misch und Flüssigkeitsreibung
Diese drei Arten von Reibungen unterscheidet man. Bei der Trockenreibung reiben zwei Werkstoffe ohne Schmierfilm aufeinander. Bei der Mischreibung tritt einerseits Trockenreibung und anderseits Flüssigkeitsreibung auf. Bei den Modellbahnen ist das der Regelfall. Eine Flüssigkeitsreibung ist dort gegeben wo beide aufeinander gleitenden Werkstoffe komplett durch einen Schmierfilm getrennt sind. Das ist dort möglich wo die Teile im Ölbad laufen oder Drucköl geschmiert sind.
Welches ist das richtige Öl?
Eine Frage die ohne Kenntnisse des genauen Anwendungsfalles nicht beantwortet werden kann. Ein Öl das die Neigung zum verharzen hat, aber in einer Lok die regelmässig bewegt wird zur Anwendung kommt wird kaum je ein Problem machen. Wird dieselbe Lok über Monate oder Jahre nicht bewegt, werden eines Tages alle beweglichen geölten Teile festhocken.
Persönlich habe ich mit Labelle gute Erfahrungen gemacht, bis jetzt ist mir noch kein Modell verharzt, auch meine Vitrinenmodelle nicht obwohl manche über Jahre nicht bewegt wurden. Es sind aber bestimmt noch viele andere gute Öle auf dem Markt.
Abraten würde ich von Schmiermitteln die mittels Sprühen aufgebracht werden, da alles was nicht geschmiert sein muss auch noch betroffen wird. Festschmierstoffe wie Graphit würde ich ebenfalls nicht verwenden da sie in Staubform in die allerkleinste Ritze geraten.
Bei Gelegenheit werde ich das ganze Thema noch etwas fundierter und seriöser aufarbeiten und als PDF einstellen.