Was für Drosseln beim Einbau von Decoder?

  • Hallo Zusammen


    ich bin am Digitalisieren von einigen Loks mit ESU Decoder und bin nun am Rätseln über den Einbau von Drosseln und Kondensatoren zum Entstören der Motoren. Gemäss HAG sollten ja 2 Drosseln von je 60-100μH eingebaut werden. Von einem Kondensator steht nichts, ist aber eigentlich überall eingebaut. Bei einer von HAG mit einem 501-20 Decoder ausgerüsteten Re460 sind 2x Drosseln 68μH und ein Keramikkondensator von 470pF drin. Bei einer alten Re 4/4 mit dem alten Motor sind eine Drossel mit 1.1μH und ein Folienkondensator mit 470pf verbaut, müssen diese Teile gewechselt werden? Sind diese Teile grundsätzlich abhängig vom Motortyp? Bei Roco ist grad mal eine Drossel mit 6,8μH drin, bei Mä werden Drosseln mit 6,8μH und Keramikkondensor mit 1000pF verbaut, der Mä Motor ist ja ziemlich ähnlich wie der HAG Motor, wieso gibt’s da diese riesigen unterschiede? Muss grundsätzlich immer 2 Drosseln und ein Kondensator eingebaut werden, oder macht das jeder so wie er will? Und wie sieht das ganze bei Faulhaber Motoren aus ? Bisher bin ich auf der Suche nach Infos nicht grad schlauer geworden, jeder empfiehlt was anderes...


    Was muss ich denn jetzt einbauen, und wo bekomme ich die Teile her? (vielleicht nicht grad zum Ersatzteil-Preis...) bei Distrelec bin ich für die Drosseln nicht fündig geworden, die Einzige die halbwegs passt ist mit 0.6A wahrscheinlich zu schwach, (Distrelec 351942) stärkere Drosseln sind dann wieder viel zu gross.


    Danke & Gruss
    Dumeng

  • Hoi Dumeng,


    über die Drosseln kann man wunderbar geteilter Meinung sein, und wir haben das Thema auch schon eifrig diskutiert: http://www.forum.hag-info.ch/viewtopic.php?p=3609#3609 (Vielleicht ist darum auch gut, den ganzen Thread zu lesen.)


    Ich würde dir heute aber raten, die jeweils eingebauten Drosseln und Entstörer nach Möglichkeit einfach drin zu lassen. Bei Hag kannst du sie für HAG-Motoren unter folgender Artikelnummer bestellen: 501005 Drossel für Lokpilot (2St.) 5.00 CHF


    Sollten einmal keine Drosseln zur Verfügung stehen, so würde ich ebenfalls diese HAG-Drosseln einfach mal verbauen. Sooooooo wahnsinnig falsch wird das dann wohl nicht sein!


    Gruss SB

  • Hallo Stefan


    ich verwende im Moment die Ersatzteile von HAG, ich wollte aber eigentlich ein bisschen mehr über das Grundsätliche beim Entstören herausfinden....


    Lassen sich die Werte für die Drosseln und Kondensatoren irgendwie berechnen, und kann man den Effekt des Entstörens Messtechnisch nachweisen?


    Gruss Dumeng

  • Hallo Dumeng,


    auf deine Frage müsste wohl ein Elektroniker antworten. (Ich bin keiner.) Vermutlich könnte man die Störsignale, die der Motor verursacht, schon nachweisen, wenn man die richtigen Messgeräte und die richtige Testanordnung hätte. Und gleichermassen liesse sich wohl auch die Wirkung der Drosseln zeigen.


    Beste Grüsse Stefan B.

  • Hallo miteinander,


    Wenn das so einfach wäre. Das hängt natürlich von der Frequenz der Störsignale ab. Da ist ein ganzes Spektrum da.


    Doch HAG hat es sogar auf ihrer Webseite angegeben.


    Einfach auf "Infocenter" klicken und dann auf "Technische Infos" oder unter dem Direktlink:


    http://www.hag.ch/hag/shop/store/pages/detail.asp?IDPage=24


    Da gibt es einen Schaltplan mit Decoder. Die Werte der Drosselspulen am Motor sind ebenfalls angegeben.

  • Hallo zusammen


    die Drosselspulen sollen die höherfrequenten Störsignale aus der Motorenleitung filtern und Stromspitzen kappen. Dies einerseits, um einen störungsfreien Betrieb auf der Moba sicherzustellen (Störspektrum), und andererseits, um den Decoder zu schützen (Stromspitzen). Die Störsignale und Stromspitzen werden vorallem durch das sog. "Bürstenfeuer" erzeugt, d.h. die Funken, die man bei einem laufenden Motor (vorallem bei einem älteren Exemplar mit Scheibenkollektor) auch von blossem Auge sehen kann. Drosseln werden deshalb von vielen Moba-Herstellern in ihre Loks eingebaut. Bei der Moba sind sie meist in länglicher Form, entweder als offene Spulen (z.B. Roco und Piko) oder als vergossene Bauteile, die ähnlich wie ein Widerstand aussehen (HAG und Märklin).


    Ohne Drosselspulen können übrigens Glockenankermotoren angeschlossen werden, weil hier (aufgrund der qualitativ besseren Kommutierung) eigentlich kein Bürstenfeuer auftreten sollte.


    Zur Wirkung der Drosseln: Diese erzeugen eine "Induktivität", sie wirken als sog. Tiefpassfilter, d.h. je höher die Frequenz ist , umso stärker ist die Dämpfung. Je höher die Induktivität der Drossel ist, um so "früher" bzw. tieffrequenter beginnt ihre Wirkung. HAG baut Drosseln mit einer Induktivität von 68 µH ein, Märklin solche von 2,2 µH.


    Hier noch eine mögliche Antwort auf die Frage, warum Märklin "nur" Drosseln mit einer verhältnismässig kleinen Induktivität (im Vergleich zur HAG-Drossel) einbaut:
    Die bei meinem Bauteilehändler gekauften Drosseln weisen bei gleicher Bauteilegrösse wie die Märklin-Drosseln folgende Werte auf:
    68 µH - max. 305 mA
    2,2 µH - max. 790 mA
    Die Drosseln von HAG sind noch etwas kleiner. Offenbar rechnet Märklin mit etwas höheren Motorströmen als HAG.


    Mit freundlichen Grüssen


    Peter

  • Hallo zusammen


    hier noch zwei Bilder mit Drosseln:


    [Blockierte Grafik: http://hag-info.ch/hag/forum/phpBB2/userpix/214_Drossel_1_K_1.jpg]


    Bei diesem Bild erkennt man oben eine Roco Be 4/6 mit den offenen Drosselspulen, dann die grüne Drossel 2,2 µH von Märklin, eine 2,2 µH- und eine 68 µH-Drossel meines Bauteilehändlers (Grieder in Basel) und unten die Drosseln der HAG Re 460.


    [Blockierte Grafik: http://hag-info.ch/hag/forum/phpBB2/userpix/214_Drossel_2_K_1.jpg]


    Hier noch eine etwas grössere Abbildung der Einzeldrosseln und des HAG-Fahrgestells für den Grössenvergleich der Drosseln.


    Mit freundlichen Grüssen


    Peter