Wahrscheinlich stimmt schon was er schreibt, aber zu einseitig und zu viel in einem vermischt, was verschiedene Aspekte sind.
Und man kann so viel-, oder so wenig schreiben wie man will, es ändert rein gar nichts an der Tatsache, dass wenn ein Objekt "Zinkpest" hat, ist das Objekt verloren, ob es einem passt oder nicht. Möglichkeiten dies zu stoppen oder gar rückgängig zu machen: Keine (!) = Totalverlust.
Die einzige Möglichkeit ist, das Teil durch einen besseren Nachguss zu ersetzen. Die mehr theoretische gute Nachricht ist: ganz so ansteckend, wie man früher dachte, ist Zinkpest nicht auf andere aus Zink bestehende Komponente. Wahrscheinlich ist Zinkpest überhaupt nicht ansteckend auf gesunde Zinkteile. Die Freude darüber (über eine mögliche Teilrettung) besteht aber nur, wenn rechtzeitig richtig gehandelt wurde und das Fahrwerk vom Gehäuse getrennt gelagert ist. Sprich das Modell "auseinander genommen" wurde und als "Teilesatz" gelagert. In der Realität machte das leider so gut wie niemand, zu dem Zeitpunkt zu Beginn vom Verfall, wo es noch möglich gewesen wäre...
Der Zinkzerfall beinhaltet eine so starke Kraft, dass wenn z.B. das Chassis Zinkpest hat und das Gehäuse nicht, oder umgekehrt, auch das eigentlich nicht betroffene Teil (Gehäuse oder Rahmen) durch die viel zu grossen Deformationskräfte von festen Verbindungen, z.B. via Schrauben, Nieten, Steckverbindungen den ursprünglich gesunden Teilbereich in Mitleidenschaft ziehen. Z.B. das nicht von Zinkpest befallene Gehäuse bricht an der dünnsten Stelle, oft im Fenster-Bereich oder bei Treppen und im Bereich der Kohlenbürsten-Öffnung und oder am Schraubenzylinder. Oder bei Wagen reisst es die Verschraubung heraus, wenn die "Banane" vom Boden zu gross wird. Eine Schraub- oder Nietenverbindung ist eben gerade nicht dafür vorgesehen, dass die Verbindung beliebig Spielraum aufweisen soll. Aber bei einer festen Verbindung ist es nicht die Zinkpest welche nachgibt, sondern das Chassis oder Geäuse bricht an seiner schwächsten Stelle.
Murat Tiryakioglu kenne ich nicht und auf Face-Book bin ich nicht, einfach gemäss dem von Stefan Unholz zitierten Text:
Es gibt leider zig verschiedene Zerfallsformen. Der Autor vermischt da zu viel miteinander. Ich weiss auch nicht, ob man eine kristalline Zersetzung von innen heraus, mit Korrosion von der Oberfläche erfolgend, mit Zinkpest gleichsetzen kann? Nach meiner Ansicht definitiv nicht.
Zinkpest
Eine kristalline Zersetzung - die eigentliche Zinkpest- kann nicht gestoppt werden. Diese ergibt auch keinerlei "weisses Pulver! Sondern es entstehen zu Beginn feine harmlos aussehende Haarrisse, welche immer wie grösser werden und die ganze Struktur von innen heraus, zerstören. Oft kann so ein Modell noch über Monate bis über viele Jahrzehnte bestehen, aber nur noch rein optisch! Bei der nächst besten noch so kleinen mechanischen Belastung, also z.B. die Lokomotive fahren lassen, was ja der ursprüngliche Zweck ist, geschweige schnell fahren lassen, mit einem schweren Zug, oder ein normalerweise harmloser kleiner Auffahr-Anrempler, und das Zinkpest-Modell zerbricht im Endstadium in viele kleine Scherben. Im mittleren Stadium fallen "nur" Stücke heraus, was ebenfalls das Ende bedeutet, wenn Lagerbolzen, Getriebelager, Kohlenbüstenstreben, Motorbefestigung und anderes mehr, herausbrechen.
Weisses Pulver;
Das ist wohl eine Korrosion, keine eigentliche Zinkpest. Und dies ist auch nicht alleine auf Zinkguss beschränkt, sondern kann auch Aluminiumlegierungen betreffen. Es ist mehr etwas, was von aussen nach innen eindringt, und eben gerade nicht von Innen nach aussen! Selten können alle Erzeugnisse davon betroffen sein, aber das sind Ausnahmen. Der ganz überwiegende Teil vom ominösen weissen Pulver sind die Märklin Gusstender der Märklin Dampflok HR 800 (BR-01), 1947-1952 und der Tender der kleinen Fantasie Dampflok RM 800 von 1952. Der Tender der SK 800 ist vom "weissen Pulver" so gut wie nie betroffen, der hat leider nur all zu oft richtige Zinkpest. Jedoch noch sehr viel mehr als die Tender, sind die Märklin Guss-Güterwagen mit Bj. 1947/48 bis 1955 betroffen, innerhalb davon besonders die Jahrgänge um +/- 1951 - 1953.
Was auch immer, weisses Pulver bedeutet wertmässig nahezu einen Totalverlust, nicht aber gebrauchsmässig was das Spielen anbelangt. Man kann den Tender oder den Wagen reinigen, das Pulver abbürsten was eine weniger gute Detaillierung mit sich bringt, diese Pulverkorrosion kann schon oberflächliche Details bis zur Unkenntlichkeit "anfressen", wenn die Korrosion zu lange unbemerkt agierte. Ein so befallenes Modell muss gründlich gereinigt werden, nicht nur ein bischen, man muss sozusagen die oberste Schicht abkratzen. Danach neu lackieren und einen guten Schutzlack anbringen und das Modell kann noch über Jahrzehnte zur vollen Zufriedenheit eingesetzt werden, was das Spielen anbelangt. Wertmässig kann eine Neulackierung nicht an das Original heran kommen. Aber wenn das Original diese Korrosion aufweist, bleibt dem Sammler ja gar keine andere Wahl mehr übrig.
Lufteinschlüsse
Das sieht sehr unschön aus, aber wenn der Guss als solches eine korrekte Legierung aufweist, ist das völlig unabhängig vom Thema Zinkpest, sondern gehört in die Rubrik mangelhafte Herstellung. Wobei das eine das andere nicht ausschliesst, aber verschiedene Ursachen hat. Ein von Zinkpest befallenes Modell kann durchaus auch noch Gussfehler / Lufteinschlüsse aufweisen. Oder auch umgekehrt: einwandfreie Zinklegierungen können Lufteinschlüsse haben, ohne jede Zinkpest. Eine meist kleinere Beule durch einen Lufteinschluss oder sonst wie eine kleine Gussungenauigkeit bleibt über die Jahre immer gleich und verändert sich nicht im Geringsten. Weder geht es jemals von selber weg, noch wird es jemals grösser. Sind Beulen durch Zinkpest verursacht, wird die Beule grösser und Risse folgen daraus.
"Bananen"
Auch nicht direkt Zinkpest, aber sozusagen damit verwandt: wenn das Guss-Chassis zwar am Stück bleibt, aber statt gerade bliebt, stark bananenförmig wird. Längstens nicht nur Märklin davon betroffen, am meisten hat es die Personenwagen von Kleinbahn der alten Generation betroffen, in den 1950-er Jahren. Der Guss bricht nicht, aber es sieht unschön aus, die Drehgestelle können sich nicht mehr richtig bewegen, unter Umständen kann es das Kunststoffgehäuse sprengen / Risse entstehen, wenn das K-Gehäuse angeleimt ist, und der Gussboden 5-20 mm bogenförmig wird, soviel Spannung hält es nicht aus.
(k)ein Blei im Zinkguss
Da muss der Tester die Versuche erweitern, er hat die Versuchsbasis zu schmal gewählt. Es gibt durchaus (auch) Gehäuse und Räder, wo der Bleigehalt die Ursache der fehlerhaften Zinklegierung ist. Ohne seine Resultate anzuzweifeln, er wird sicher Recht behalten, sonst wäre er nicht auf diese Resultate gestossen. Nicht aber wenn er das ganze Märklin Programm auf Zinkpest untersucht hätte. Da spielte garantiert auch der fehlerhafte Bleianteil seine Rolle was Zinpest anbelangt. Doch mit ihm übereinstimmend, Märklin dürfte wohl so ziemlich alles verwendet haben, was einigermassen zur Zinklegierung passte. Wie sich das bei den verschiedenen Schmelzpunkte bewerkstelligen lässt, das weiss ich nicht. Jedenfalls im Krieg und auch noch kurz danach, waren die Rohstoffe knapp und es entsprach einem Wunder, dass es von Märklin überhaupt Spielzeuge gab. Nur noch ganz wenig andere Spielzeugfirmen konnten in Deutschland zu Kriegszeiten Spielzeuge produzieren. Und selbst wenn, wahrscheinlich hatten die meisten Menschen in Deutschland und anderst wo, zu dem Zeitpunkt andere Sorgen, als sich um Modellbahnen zu kümmern und auch bezahlen zu können. Und was an Rohstoffen vorhanden war, wurde kaum für Spielzeuge eingesetzt, sondern in der Rüstung verbaut. Anderseits, aber das geht ins Spekulative: der eine oder andere hohe Militär wollte auch im Krieg nicht auf neue Modellbahnen verzichten müssen. Also musste es auch jemand geben, welcher Modellbahnen auch herstellen durfte und konnte...
Und es waren letztendlich ja nur Spielzeuge. Märklin hob sich zwar hervor, gemäss Kataloge und auch durch ihren geschäftlichen Erfolg, durch eine gute dauerhafte Qualität, aber was heisst das ganz konkret? Mit welchem Zeithorizont wurden die Märklin H0 Guss-Modelle erstellt? Selbst die schlimmsten Zinkpest-Modelle von 1939-42 und 1947 - 1950 wie SK 800, TW 800, CCS 800 Typ 1, alte ST 800 1948 - 1949/50 und Gussautos haben 4-5 Jahre oder auch länger gehalten. Ab etwa 1955 kamen die Wirtschafts-Wunderjahre und Märklin als Hersteller sowieso, aber auch die Kundschaft wollte NEUE Sachen kaufen. Gleichzeitig wurde die Zinklegierung optimiert: über Jahrzehnte, bis in die späteren 1990-er Jahre, war Zinkpest kein Thema mehr für die Firma Märklin.
Um so mehr für die Sammler welche originale Märklin Raritäten aus dem Zeitraum 1947 - 1950 wollen. Bei den Modellen mit Bj. 1948 und 1949 haben der aller grösste Teil der Märklin Zinkguss-Modelle die Zinkpest. Die paar wenigen Modelle welche bis heute keine Zinkpest haben, werden es bei guter Lagerung auch zukünftig nicht bekommen. Die Modelle welche den Zinkzerfall haben, da nützt von Araldite bis Messingflick-Plätze einbauen, alles nichts. Entweder einfach schauen was passiert, als Modell ohne Wert und Funktion, oder aber die Gussteile durch einen Neuguss austauschen, oder eine Nuance später produzierte Modelle kaufen. Z.B. vom Märklin Triebwagen ST800 von 1954 - 1957 sind keine Ausführungen mit Zinkpest bekannt. Aber der Sammler will immer dass, was nicht mehr möglich ist. Sammler sind ein bsichen "Spinner" mich nicht ausgeschlossen.
Gruss
Hermann