Hier noch ein interessanter Artikel aus der heutigen NZZ:
Februar 2006, 10:37, NZZ Online
Grosser Krach um kleine Bahnen
Herstellerstreit um Urheberrecht an Modell-ICE-Zug
Der Stolz der deutschen Bahn, der ICE-3, sorgt im Kleinmassstab für rote Köpfe. Branchenführer Märklin wirft dem Konkurrenten Piko vor, das eigene Modell abgekupfert zu haben. Da das Piko-Modell in China produziert wird, liegt der Preis deutlich unter dem von Märklin.
(ap) Ein schnittiger weisser ICE-3-Zug zieht auf der Spielwarenmesse seine Kreise. Stolz präsentiert der Sonneberger Hersteller Piko das Modell, das im Laden ab rund 120 Euro zu haben ist. Der kleine Zug ist momentan Grund für einen Kampf mit harten Bandagen zwischen den beiden Modellbahn-Herstellern Piko und Märklin. Dabei geht es um nichts weniger als Rufschädigung und «Rufausbeutung».
Der ICE 3 von Piko soll eine in China produzierte Kopie der Modellform des Klassikers Märklin sein, wie dieser behauptet. Beim Marktführer aus Göppingen kostet der Zug 449 Euro. Märklin hegt den Verdacht, Piko habe das Modell abgekupfert und könne es unter anderem deshalb so billig anbieten, weil in die Kalkulation keine Entwicklungskosten eingerechnet werden mussten.
«Wir sind bereits in den Verruf geraten, unseren ICE 3 in China bauen zu lassen», sagt Märklin-Geschäftsführer Paul Adams. Seine Firma wird in letzter Zeit öfter mit dem Vorwurf konfrontiert, den Kultstatus zwar behalten zu wollen, aber trotzdem das «Made in Germany» zu Gunsten des Billigstandorts aufzugeben.
Nun will Märklin per Anwalt dem Konkurrenten den Vertrieb des Modells unterbinden. Piko-Chef René Wilfer zeigte sich auf der Messe überrascht und verwies darauf, dass der ICE «von einem Kooperationspartner in Fernost entwickelt und produziert wurde». Die Entwicklung sei im übrigen vom Lizenzgeber Deutsche Bahn AG abgesegnet. Der Zug sei korrekt dem Vorbild entsprechend wiedergegeben.
Hintergrund des Streites ist die angespannte Situation bei den Herstellern von Modellbahnen. Branchenführer Märklin gibt für das Jahr 2004 einen Umsatz von rund 143 Mio. Euro an, schreibt aber rote Zahlen. Piko gibt keine Umsatzzahlen heraus, spricht aber von einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich.