Durch Lagerung, anderst als (Rot)Wein, wird kein Modell besser, dennoch erstaunlich, wie gut 30-70 jährige HO Lokomotiven die Zeit überdauern: Auf die Schienen stellen und los fährt die 40-jährige Lok! Dies ist der gar nicht so seltene Glücksfall!
Dass mitunter nicht nur Dampfloks rauchen, oder im besseren Fall einfach nur stehen bleiben, ist ebenfalls eine Tatsache. JEDER Hersteller hat seine Stärken wie Schwächen, meistens sehr Hersteller-spezifische defekte. Loks die bereits vor 40 Jahren schlechte Läufer waren, sind nicht besser geworden. Folgendes Kriterium: Was passiert, wenn man eine jahrzehnte nicht gefahren Lok, ohne jede Revision, einfach so wie sie ist, auf das Gleis stellt und den Trafo leicht aufdreht... Unter solchen Bedingungen ist zwischen Billig-Loks und Rolls-Royce Loks kein signifikanter Unterschied feststellbar. (im Sinne wo nichts ist, kann auch nichts defekt gehen). Vorest mal von 7 Herstellern. Bei Interesse fast beliebig erweiterbar. Falls allgemein kein Intereresse, so darf, würde fast sagen muss, das Ganze auch wieder gelöscht werden, dass HAG-Forum soll weiterhin interessant bleiben. Dazu ist wie beim Fotografieren die Delete-Taste fast so wichtig wie "enter"... Anderseits wo kein Risiko eingegangen wird, findet auch kein Leben statt:
Märklin (AC)
Spätere Serie 800 und 3000 Serie:
+ für mich deutlich der Sieger! Nahezu unverwüstliche Laufeigenschaften. Die Loks mögen "eiern", stampfen und ausgeleierte Lager haben, aber irgendwie laufen tun sie immer.
- Relais Kontakte können hängen bleiben oder selten leicht oxydiert sein.
-/+ die relativ grossen Fertigungs-Toleranzen verhindern dass das Oel störend wie Leim verharzen kann, gleichzeitig werden durch (zu) grosse Tolranzen die Lager und Zahnräder viel mehr beansprucht und abgebraucht.
- war der Vorbesitzer sehr grob, findet man abgerissene Spulendrähte-, Kabel und Relaisanschlüsse. Dass es soweit kommt, muss man jedoch fast schon grobfahrlässige Mühe geben und wild tun.
HAG (AC und DC)
Die wahre Nummer 1!
+ Die Motoren sind schon damals viel präziser ausgeführt. Der Sound tönt "wie richtig". Die Motoren sind sprichwörtlich bärenstark und laufruhig. Die Zahnräder vertragen eine viel grössere Laufleistung, bis sie vergleichbar stark abgebraucht sind.
- aus meiner Sicht besteht nur ein einziger Fehler, besonders bei feuchten Räumen: Durch leicht korrodierte Verbindung am Übergang vom Schleifer zur Stromführung bleiben die Loks etwas zu oft stehen.
+ dies ist eine harmlose, fast sekundenschnelle Bagatelle. Aber wer das nicht weiss, nimmt die halbe Lok auseinander, und sie läuft danach immer noch nicht, anstatt schnell den Übergang Schleifer-Stromkabel zu reinigen.
Roco (DC)
die Unbeschreibliche
+ damals sehr günstige Preise
+ interessante Vorbilder
+ gute exakte eigentliche 1:87 Modelle.
+ akzeptable bis ganz gute Laufeigenschaften
- kaum eine Lok ist äusserlich noch "ganz"! Mehr oder weniger viele abgebrochene Teile sind völlig normal und üblich.
- nimmt man einer 37 jährigen Lok (1976) das Gehäuse ab, so wirkt sie auf mich "jämmerlich": Die Platine ist oft verbogen, die Rost auf den Leiterbahnen unübersehbar. Dazu noch oftmals grobe Lötstellen vom Besitzer der Lok. Aber grundlos wird der nicht gelötet haben?...
+ und trotz all diesen erheblichen Mängel: wer hat eine Roco Lok, welche wirklich gar nicht mehr läuft? sie laufen und laufen und wenn sie nicht gestorben sind, so laufen sie heute noch...
Fleischmann
die Kunstwerke
+ ältere Modelle vollständig aus Metall.
+ gute Modellwahl in ausgezeichneter Qualität (bis auf den Motor)
+ besonderer Massstab, leicht grösser, was damals als souverän markant und dennoch sehr feingliederig elegant empfunden wurde.
- leiser, starker Motor, wenn er denn funktioniert. Die meisten Motoren aus den 1960 Jahren sind reichlich heikel bis möglicherweise mit zu schwachem Rundmagnet versehen? (ich kenne den Grund nicht, warum diese Motoren so heikel sind)
Trix-Express
die besten Verkäufer
+ interessante Vorbilder
+ unverwüstliche Motoren, obwohl diese Motoren fast etwas zierlich zerbrechlich wirken, sind sie extrem robust.
- kuriose Radsätze: Die Spurkränze sind nicht grösser als von Märklin, Lima, oder gar Distler aus dieser Zeit, aber viel zu breit. Mitunter sind bei einigen Trix-Express Modellen die Radlaufflächen schmäler als deren Spurkränze, das ergibt kaum Sinn.
- damals waren Schwungmassen an Motoren nicht üblich. Üblich bei Trix-Express waren zahlreiche Entgleisungen, vermutlich mehr, als bei jedem anderen grossen Hersteller! Die schweren Trix Loks hatten nahezu 0 Auslauf!
- die Radisolierungen und Zahräder sind der Motorenkraft nicht gewachsen. Oft laufen (auch durch verscheidene Material-Alterung) die Isolierungen-, Räder-, Zahnräder-, lose auf den Achsen.
(Trix-Express hatte insgesamt unterschiedlichste Motoren, teilweise parallel im Angebot. Meine Beschreibung gilt nur auf die üblichen Trix-Express Modelle von ca. 1954 - 1984)
Lima
die besten ihrer Klasse
+ tolle Vorbilder
+ teils extrem günstige Preise
+ erstaunliche gute Modellumsetzung, innerhalb dieser Preisklasse. (Ausnahmen bestätigen die Regel, die schlechtesten Modell-Umsetzungen gibt es ebenfalls von Lima)
+ trotz den nachfolgenden Mängel: Mit Abstand das beste Preis/Leistungsverhältnis vom damaligen Neuwaren-Angebot. Heute stimmt das nicht mehr: neuwertige "gebrauchte" HAG-Loks bieten 2013 das beste Preis/Leistung Angebot.
+ so billig wie der damailge Lima-Motor hergestellt wurde, kein Wunder läuft er relativ rauh, aber er läuft, eigentlich fast immer. Er ist erstaunlich robust, fast unverwüstlich.
-/+ mehr Plastik geht nicht mehr! Selbst am Motor ist nahezu alles aus Kunststoff, nur für das Funktionieren absolut unerlässliche ist aus Metall gefertigt.
- der Motor ist zu leicht, das Gehäuse (mit Blei oder Stahlklotz versehen) zu schwer, oftmals rutscht der Motor ruckartig im Chassie, dirigiert von robusten spröd gewordenen Kabel anstatt dass sich das Drehgestell autonom dem Schienenlauf anpassen kann.
Pocher
die extreme Technikerin
Es gibt von Pocher (fast) nur ein einziges Modell, dafür was für eines: SNCF CC-7107 von ca. 1958 bis 1964
+ beide Drehgestelle angtrieben
+ zugkräftig
+ äusserst laufruhig.
+ mit Schwungmasse und funktionierender Fliehkraftkupplung und Motorkühlung(!)
+ trotz diesem Übermass an Technik, ist die Lok nahezu wartungsfrei und funktioniert sehr zuverlässig, auch heute noch nach über 50 Jahren, wenn man zufällig ein gutes Modell erwischte.
- die Lokserie hat nur einen einzigen Mangel, sie wäre mit bei den Besten! Viele dieser Pocher CC-7107 Loks haben Zinkpest, besonders Drehgestelle und Motorbefestigung, dies ist für die Lok das Aus.
Immerhin besteht darüber heute keine Unklarheit mehr: Entweder hat sie Zinkpest oder sie hat keine keine Zinkpest. Wer ein gesundes Modell hat, wird sich wohl auch noch nach weiteren 50 Jahren daran erfreuen können.
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