Werte Mitleser,
vor ein paar Wochen hatte ich über den Umbau meiner Baureihe 94 von Kiss in Spur Null berichtet, die Lok erhielt u. a. auch einen getakteten Rauchgenerator. Am Beispiel des ESU Raucherzeugers 54678 erläutere ich Euch mal das Innenleben dieses Teils:
Jahrzehntelang haben sich Dampflok-Freunde mit dem kleinen Seuthe-Raucher begnügen müssen, einem kleinen Behältnis mit einer Heizspirale, das auf Abruf den Bruchteil eines Milliliters Rauchdestillat in Form einer kontinuierlich ausströmenden Rauchfahne verdampfen liess. Mittlerweile hat der Fortschritt auch in diesen Teilbereich der Modellbahn Einzug gehalten, es qualmt jetzt nicht mehr kontinuierlich und spärlich, sondern üppig und vor allem dynamisch im Takt der Zylinderstösse, natürlich kombiniert mit dem dazu passenden Sound.
Um ein dem Vorbild nachempfundenes Qualmen zu erreichen, braucht es einerseits eine kräftige Heizung, die das im Behälter befindliche Destillat auf Temperatur bringt, andrerseits einen kleinen Ventilator, der von einem Micromotor angetrieben wird und den heissen Rauch im richtigen Rhythmus durch den Schlot in die Luft bläst. Bei der Heizung handelt es sich um einfachen Widerstand von22 Ohm/ 2,5 Watt, um den ein Stück Vlies („Docht“) gelegt ist, der sich mit Destillat vollsaugt und durch seine räumliche Nähe zur Wärmequelle "Widerstand" so stark erhitzt wird, dass der gewünschte Rauch entsteht, den der Ventilator dann in den Schornstein pustet. Zwischen Generator und Decoder muss in der Regel noch die beim Raucherzeuger mitgelieferte Elektronikplatine geschaltet werden, bei einigen Decodern (z.B. Loksound L, Loksound XL V 4.1) ist die Funktion dieser Platine jedoch bereits integriert, hier kann der Rauchgenerator direkt angeschlossen werden.
Um Synchronität zwischen den Bewegungen der Pleuelstangen mit den Dampfstössen zu erreichen, ist die Verwendung eines Taktgebers, auf dem sich z.B. bei einer 2-Zylinder-Lok vier Magneten befinden, unerlässlich. Ein mit dem Decoder verbundener Hall-Sensor (Pfennigware) tastet die magnetischen Impulse des Taktgebers ab, wodurch absolute Synchronität erreicht wird, ein kleiner, kostengünstiger Eingriff mit grosser Wirkung.
Die Software-Konfiguration der gewünschten Rauchentwicklung geschieht ab Werk im Soundfile des Decoders, lediglich die Länge und Intensität der Impulse für die Dampfstösse kann im Decoderfile noch etwas nachjustiert werden. Während das Decoderfile mit dem Programmer ausgelesen und verändert werden kann, wozu ja auch das Mapping der Funktionstasten gehört, lässt sich das Soundfile nur bearbeiten, wenn man in dessen „Besitz“ ist, sei es über den Hersteller der Lok, sei es, dass eines der auf der ESU-Homepage zum Download angebotenen Soundfiles einigermassen passend ist.
In jedem Fall gilt: Die Einstellung der Eigenschaften des Rauchgenerators (Heiztemperatur, Dauer und Intensität des Bläsers) ist sehr komplex und kann gesondert für jeden Abschnitt des Fahrablaufes nur im Soundfile des Decoders vorgenommen und modifiziert werden.
Erwähnenswert ist noch, dass es sich bei den Raucherzeugern um Verschleißteile handelt. Das hier gezeigte Exemplar überzeugte - nach sehr langem und intensivem Gebrauch - nicht mehr so recht mit seiner Leistung. Die Ursache war schnell gefunden, der Docht war etwa zur Hälfte verkohlt, so dass sich die Oberfläche des zu erhitzenden Destillates naturgemäß deutlich verkleinerte, was wiederum zu Lasten der Rauchentwicklung ging. Das hier gezeigte Modell ist für den Austausch des Dochtes eigentlich nicht geeignet, weil das System werkseitig verklebt (!) ist. Im Gegensatz dazu sind andere Modelle von ESU oder KM1 verschraubt, so dass hier ohne Mühe ein neuer Docht eingezogen werden kann. Da es mir aber irgendwie gelungen ist, das vorgestellte Modell schadensfrei zu öffnen, besteht Hoffnung, dass auch dieser Typ Rauchgenerator repariert werden kann. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Idee, welches Material für diesen Zweck geeignet ist, denn bei ESU kann man den Docht als Ersatzteil leider nicht ordern.