Wie originalgetreu darf's denn sein?

  • Dieses Thema beschäftigt mich schon länger, unter anderem wegen Überbreite, Verkürzung und Betriebsunfähigkeit gewisser Modelle von gewissen Herstellern.


    Daher die Frage: Wie Vorbildgetreu muss ein Model sein?


    Ich selber habe mit ca.10 Jahren mit dem Hobby angefangen, damals hatte ich kaum Geld und wenig Modelle. Begonnen hat es mit einer BR 24 der DB, mit 14 kam eine Fantasie Tenderlok dazu und SBB Wagen aus den 20igern, die ich mit Freude an die 24er hängte. Nicht viel Später kam der Makies Zug von Märklin und eine Re 4/4 IV dazu, und wieder wurde frei Kombiniert.


    Als ich mit 16 die Anlage zu bauen begann, störten mich die DB Sachen und die Alten Wagen auf der Epoche V Anlage immer mehr. Als ich 2009 Ausbaute kaufte ich mir Märklin EW IV Verkürzt und ich hatte meine Freude daran bis...


    ... bis ich Zum fast Nietenzähler wurde und mit meinem Matreal und der Anlage nicht mehr zufrieden war.


    Wozu diese Geschichte? ganz einfach, es zeigt wie meine Ansprüche stiegen.


    Früher hat ein Annäherndes Modell gereicht um Freude zu haben - Überbreite und Verkürzung störten die wenigsten, kleine Fehler waren nicht mal Peanuts. Hauptsache das Modell fuhr und sah dem Orginal Ziemlich ähnlich. Die wenigsten beschwerten sich über zu kurze Wagen, zu runde Fenster und zu breite Loks.


    Heute sind wir leider soweit, das die Vorbildgetreue ungesunde Dimensionen annimmt. Wen ein Modell nicht oder nur bedingt fahrfähig ist, haben die wenigsten "Durchschnitts-Bahner" Freude daran. Bringt es dies, ein Modell Exakt 1:87 bis in die Letzte Niete durchzugestalten, wenn es dann erst ab R 5 oder 6 Läuft?


    Ich musste mich letztens fragen, was will ich eigentlich? Die SBB in 1:87 oder einfach Freude an meinen Hobby? Die Antwort: ich Freude an meinem Hobby, Modelle die laufen, nach was aussehen, betriebssicher und bezahlbar sind. Auf anderes kann ich verzichten.


    Wie Geht es euch dabei? Seid ihr Alle bereits Nietenzähler oder gibt's auch noch welche die es lockerer sehen?


    Ich habe nichts gegen "Nietenzähler" sind es doch die, die dafür sorgen, das die Modelle eine gewisse Detailtreue haben. Aber es ist traurig, wenn einfach alles und jedes wegen Lapalien zerrissen wird.


    Mit der Lupe nach Fehlern zu suchen, ist einfach nur eins: Krank.


    Dies Ist meine Persönliche Meinung, wenn sich jemand dadurch angegriffen Fühlt, Entschuldige ich mich dafür.


    Freundliche Grüsse an alle


    Mike

    Fahre und Sammle SBB, BLS, SOB und DB in AC, bevorzugt von Märklin und Hag.


    NORDSEE IST MORDSEE!

  • Hallo Mike,
    bei mir ist es ähnlich wie bei dir. ich bin KEIN Nietenzähler, Experte oder nochwas in dieser Art. Mir muß ein Wagen oder eine Lok gefallen, dann ist sie mein. Jeden Preis würde ich auch nicht bezahlen, aber manchmal ist dieses oder jenes doch etwas Kontovermindernd. Ich habe Spass an dem Hobby, wenn alles so ist, wie ICH es möchte, und nicht wie es einige Nietenzähler gerne sehen würden. Aber auch diese soll es geben. Natürlich.


    MfG manfred

  • Es gibt Modelle, die gefallen mir einfach. Die können so richtig oder so falsch sein, wie sie wollen. Das gibt es vor allem bei Vorbildern, die ich nicht so genau kenne, weil sie mir nich tag-täglich durchs Blickfeld fahren.


    Dann gibt es aber jene Modelle, die halt einfach auf den ersten oder zweiten Blick nicht stimmig aussehen. Da kommt es vor, dass das Modell für viele Leute nicht stimmig aussieht oder aber auch nur für mich. Manchmal sieht man auch sofort, wo was nicht stimmt. Wenn nicht, dann nimmt es mich dann halt schon wunder. Und dann kann es sein, dass ich beginne sehr genau hinzuschauen. Denn dann möchte ich dann schon wissen, was denn da jetzt anders als beim Vorbild ist, was verantwortlich dafür ist, dass das Modell unstimmig ausschaut.
    Meistens finde ich es heraus. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass alleine die unterschiedliche Perspektive, aus welcher man Vorbild und Modell betrachtet dazu führt, dass man sich das Vorbild mal etwas anders anschauen muss, denn das Modell stimmt zwar, sieht aber aus der Modellperspektive anders aus (Beispiel ICN mit dem recht prominenten Bereich oberhalb der Seitenfenster, was im Modell weit mehr auffällt als beim Vorbild aus der üblichen Betrachtungsperspektive).


    Den Nietenzähler muss ich mir trotzdem nicht anziehen. Denn die Anzahl Nieten hat mich noch nie interessiert, hingegen manchmal schon, ob es dort Nieten hat, wo welche sein müssen und nicht dort, wo keine hingehören. Zumindest dort, wo dies für den Erscheinungs-Charakter eines Fahrzeuges wichtig oder relevant ist. Und - das muss man zwingend beachten - hier ist man halt in einem Bereich der persönlichen Wahrnehmung. Nicht jeder schaut gleich, nicht jeder merkt sich die selben prägenden Merkmale an einem Fahrzeug. Und dann kommt es dann halt drauf an, ob nur die Merkmale des einen Betrachters korrekt widergegeben sind oder auch jene, die sich der andere im Unterbewusstsein eingeprägt hat.

  • Ach Mike, die verschiedenen Eisenbahnforen sind voll von solchen Diskussionen. Du wirst sicher - zumindest hier - auch schon ein paar Mal gelesen haben.


    Die Meinungen was vorbildrichtig ist und wie vorbildrichtig ein Modell zu sein hat sind in etwa so zahlreich die die Modellbahner selbst.
    Ein "zu vorbildrichtig" kann es nur schon per Definition nicht geben - genau so wenig wie ein "100%-vorbildrichtig". Aber erfahrungsgemäss stört ein Modell welches sehr nahe dem Vorbild nachempfunden und dabei auch noch betriebstauglich ist - wobei, was heisst nun "betriebstauglich'? - weniger Modellbahner wie eines, dass etwas stärker vereinfacht ist.


    Genau so wie es verschiedene Geschmäcker gibt, so gibt es auch verschiedene Anbieter welche die jeweils passenden Modelle dazu herstellen. Da aber der Markt nicht immer besonders gross ist kann es auch mal vorkommen, dass ein Hersteller mit einem Modell verschiedene Vorlieben befriedigen muss. Wenn es dann eines ist das stark vereinfacht wurde oder Fehler hat, dann stört das die Nietenzähler natürlich. Wenn es aber - wie z.B. die UIC-Wagen von LSM - ziemlich viel bietet, dann können auch diejenigen welche es weniger genau nehmen, damit leben. Der Preis ist dann natürlich wieder eine andere Geschichte.


    Fakt ist: Die Modellbahn wurde im Laufe ihrer Entwicklung immer vorbildgetreuer. Solange das noch genügend Kunden wünschen, wird diese Entwicklung auch so weitergehen.



    Thomas (Proud to be a nitty-picker :D )

  • Die Diskussion ist ziemlich sinnfrei, es gibt jede Art von Geschmäcker und auch jede Menge Variationen was mit dem Rollmaterial und dem Drumherum gemacht wird.


    Die einen Sammeln für die Vitrine, andere bauen so vorbildgerecht wies nur geht, der Eine will Rangieren der Andere Fahren etc. dann die Sache mit dem Massstab, 2L/3L, Digitalstandart etc. es ist ein Fass ohne Boden.


    Ich sags immer wieder: Kauft und fahrt was Freude macht. Kritik ist erwünscht aber in einem brauchbaren Rahmen.


    Eine Sache vielleicht noch: Es gibt einfach Leute die nicht begreifen wollen, welcher Hersteller für welches Segment liefert: Es bringt z.B. nichts zum 1000x mal zu sagen, Märklin sei nicht vorbildgerecht, sie wollens auch nicht sein. Dafür bringts dann aber auch nichts einem "vorbildgetreuen" Modell nachzuschreien es laufe auf R1 nicht...

  • ...Es gibt einfach Leute die nicht begreifen wollen, welcher Hersteller für welches Segment liefert: Es bringt z.B. nichts zum 1000x mal zu sagen, Märklin sei nicht vorbildgerecht, sie wollens auch nicht sein. ...

    Dieses Thema meinte ich u.a. mit meinem vorhergehenden Beitrag. Ein Bsp.:
    Als Märklin den Leichtahl D anhkündigte, waren viele sehr erfreut darüber. Liliput stellte bislang ja nur den nicht so verbreiteten DZ her. Als dann das Modell von Märklin erschien war die Enttäuschung bei vielen wegen den vermeidbaren Fehlern gross . Nun kann man sagen: "Naja, was soll's? Märklin produziert halt für ein anderes Kundensegment." Da aber der Markt für Gepäckwagen nicht so gross ist kann man davon ausgehen, dass kaum noch ein weiterer Hersteller in nächster Zeit den selben Ls D bringt. Für das typische Märklin-Kundensegment wäre der Wagen aber auch ohne die eigenartigen "Bullaugen" passend gewesen. Er hätte den gleichen Radius durchfahren und vermutlich auch gleich viel gekostet.



    Die Frage nach "originalgetreu" kann man aber noch auf einer anderen "Schiene" führen. Anstatt der Hersteller können ja auch wir Modellbahner uns mehr oder weniger am Modell orientieren. Ich persönlich finde z.B. die Idee hinter H0pur noch interessant. Da wird ausprobiert wie weit man die Annäherung ans Vorbild treiben kann. Richtige Schienenstühle, die korrekte Breite der Radlaufflächen, echte Schraubenkupplungen usw. Tw. mag das schon etwas nahe am Wahnsinn sein, aber durchaus auch eine Herausforderung für den Modellbauer.



    Thomas

  • Das Problem dabei dürfte aber sein, dass einige bereits mit dem "normalen" Betrieb und Bau einer MoBa doch recht gefordert sind. Es soll immernoch ein Hobby bleiben das einerseits bezahlbar und andererseits auch für das breite Publikum "machbar" ist.


    Man stelle sich einmal vor, der kleine Junge bekommt zu Weihnachten eine vorbildliche Modelleisenbahn. Hat er Pech passt alleine der Gleisradius nicht ins Wohn- geschweige den Kinderzimmer. Ist das Material dann auch noch filigran und hochdetailiert dann wird schnell mal aus dem Spielzeug ein Schmuckkästchen mit dem damit verbundenen Frust wenn schon nur die kleinste Ecke fehlt.


    Ich denke bei der MoBa ist es ein Prozess, weg vom Spielzeug hin zum vorbildgerechten Nachbau. Doch jeder muss für sich und sein Portemonnaie entscheiden wie weit er das mitmachen will bevor oben erwähnter Frust einsetzt.
    Je nachdem wie weit man eben diese Entwicklung mitmacht wechseln auch die Ansprüche an die Hersteller. Unfair finde ich nur irgendwann "herabzuschauen" und zu meinen man sei was besseres... und natürlich auch das umgekehrte.
    Das ist aber grundsätzlich überall so, sei es im Modellbau, beim Auto oder auch bei der Gemahlin :D

  • Ich persönlich finde z.B. die Idee hinter H0pur noch interessant. Da wird ausprobiert wie weit man die Annäherung ans Vorbild treiben kann. Richtige Schienenstühle, die korrekte Breite der Radlaufflächen, echte Schraubenkupplungen usw. Tw. mag das schon etwas nahe am Wahnsinn sein, aber durchaus auch eine Herausforderung für den Modellbauer.


    Bei massstäblich korrekten Rädern wird der Fahrspass exponential ansteigen. :mrgreen:

  • Das Problem dabei dürfte aber sein, dass einige bereits mit dem "normalen" Betrieb und Bau einer MoBa doch recht gefordert sind. Es soll immernoch ein Hobby bleiben das einerseits bezahlbar und andererseits auch für das breite Publikum "machbar" ist.

    Du hast doch vorhin von verschiedenen Segmenten geschrieben. Eben! Ich bin da der gleichen Meinung. Es ist gut wenn es für jeden etwas gibt. Und wenn ein Modell verschiedene Ansprüche vereint, dann: auch gut.
    Aber: Was ist die "breite Masse"? Ganz sicher nicht der kleine Junge. Der will, auch wenn die Modellbahn noch so günstig und "spielbar" ist, die neuste Wii oder Playstation - leider!
    Jedenfalls:Wenn ich an die vielen Besucher an der Plattform in Bauma denke, dann wird es wohl schon eine Nachfrage nach genauen und natürlich somit auch teuren Modellen geben.


    Bei massstäblich korrekten Rädern wird der Fahrspass exponential ansteigen. :mrgreen:

    Wenn auch der Gleisbau massstäblich korrekt ist, sollte dies dem Fahrspass keinen Abbruch tun. Aber bei denen hat vermutlich der Bauspass einen höheren Stellenwert. ;)



    Thomas

  • An der Börse in Olten hatte ich bezüglich Massstabs Genauigkeit ein interessantes Gespräch mit einem Verkäufer von Spur I und 0 Modellen, zur Hauptsache Fulgurex und Lemaco. Er erklärte uns ausführlich wie selbst Spur I Modelle mit Rädern nach NEM, Finscale und Finescale pur geliefert, bzw für den Kunden angepasst werden. Selbst in solchen grossen Massstäben gibt es noch Diskussionsstoff über die absolut korrekte Umsetzung ins Modell, für mich eine überraschende und erstaunliche Erkenntnis.