Rollmaterial: Vergleichstest Roco - vs. HAG-Re 6/6

  • Also, wie gewünscht hier meine Vorgehensweise, eine WS-Re 6/6 in grün zu erwerben:
    (ich hab das jetzt mal hier reingestellt, da es irgendwie in keine andere Kategorie passt (eine Testabteilung haben wir noch nicht). Sollte es wonaders lieber gesehen werden: Admin, bitte verschieben.)


    Wie hier also vor Monaten schon lang und breit rumgenöhlt, wollte ich endlich meinen Traum einer weiteren Re 6/6 erfüllen, diesmal die in meinen Augen schönste Ausgabe, in herkömmlichem Grün, aber mit Scheinwerfern und Rangiertritt. Diese Ausführung gibt es von HAG und von Roco. Der geneigte Modellbahner hat also die Qual der Wahl - und für mich bedeutet das, dass ein Erwerb in Versandhandel ausschied, weil ich mir die Karre angucken will - und auch angrabbeln wollte.


    irgendwann hatten wir (also ein mich begleitender - und (an dieser Stelle mal gesagt) sehr geduldiger - Modellbahnfreund und ich) einen Laden im weiteren Berner Oberland gefunden, der sowohl eine HAG Re 6/6 als auch eine Roco-Re 6/6 auf Lager hatte, die meinen Spezifikationen entsprach.
    Was jetzt folgte war nur durch die Mitarbeit und Geduld des Verkäufers möglich: die Untersuchung beider Modellokomotiven auf Herz und Nieren.


    Zuerst: Äusserer Eindruck:
    beide Loks sind sauber bedruckt, die Schriften sind scharf wiedergegeben. Bei der Roco-Lok gefallen die erhabenen SBB-CFF und die Loknummern. Die Farben waren hier ja schon mal Thema, Angeblich verwendet Roco die original-RAL-Nummern, HAG hellt die Lacke etwas auf. Fakt ist aber, dasss mir persönlich die etwas hellere Farbe besser gefällt, die Roco-Lok machte unter dem Kunstlicht des Verkaufstresens einfach einen zu dunklen Eindruck, zudem wirkt der Lack irgendwie zu stumpf. Dafür sind die Rückspiegel tatsächlich eingraviert und nicht nur aufgedruckt.
    Die Dachausrüstung: hier hatte Roco die Nase vorne, und zwar, weil die verwendeten Drähte etwas dünner sind als beim HAG-Pendant. Auch die Panthos wirken zierlicher. Die Puffer der Roco-Loks weisen die markanden Nietenkreise auf, das fehlt leider bei HAG.


    Innere Werte: Vom Gewicht her geben sich beide Loks nicht viel, die HAG-Lok schien einen winzigen Tick schwerer zu sein - kann aber auch eine Täuschung aufgrund des Metallgehäuses sein - da spielte halt die persönlich empfundene Haptik eine Rolle. Beide sind serienmässig mit einem Decoder ausgerüstet, die Roco-Lok hatte darüber hinaus eine 3+1-Schaltung, die leider nicht separat schaltbar ist, die HAG-Lok hatte nur wechselndes Stirnlicht.


    Fahrgestelle: Die Drehgestellrahmen der Roco-Lok wirken etwas plastischer, aber die "Luftigkeit" des Originals erreicht keine (bei HAG stört der Metallbalken des Drehgestellchassis etwas, bei Roco die Getriebekästen etwas mehr. Was mich persönlich jetzt aber gestört hat, war die regelrecht "labberige" Aufhängung und das recht geringe Gewicht des mittleren Drehgestells der Roco-Lok, an dem auch noch der sehr schwer einfedernde Flüsterschleifer befestigt ist (Aussagen aus dem Forum zufolge wäre das auch auf Weichenstrassen kein Problem, auf mich wirkte das wenig vertrauenserweckend. Dazu trug auch die einzelne dünne Litze vom Schleifer ins Innere bei, die beim Schütteln der Lok (haptischer Test :) ) schon sehr beansprucht wurde.


    Was mir im direkten Ansichtsvergleich auch auffiel: irgendetwas störte mich an den Seitenfenstern der Roco-Lok. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber dazu später mehr.


    Zuletzt: Fahrtest:
    Auf den Testbrett des Ladens kann man natürlich keine grossen Ergebnisse erwarten. Interessant war, dass beide Loks trotz des unterschiedlichen Antriebskozeptes leise und sanft anfuhren und auch die Minimalgeschwindigkeit mit den Voreinstellungen der Decoder relativ gleich war. Wie also testen? Der Verkäufer schlug nun vor, beide Loks gegeneinander Fahren zu lassen, nachdem ein getrennte Fahren gegen die Hand (also gegen einen Widerstand) kein eindeutiges Ergebnis gebracht hatte. Also, beide Loks gegeneinandergestellt und Trafo langsam aufgedreht. In FS 1-2 passierte erstmal nix, dann aber schob die HAG-Lok die Roco-Maschine gnadenlos weg. Auch das Drehen der Loks (also so, dass das Antriebsdrehgestell der HAG-Maschine vorne liegt und damit entlastet wird, änderte daran nix, die hat ihre gegenschlägig arbeitende Roco-Kollegin einfach weggeschoben...naja, ihr wisst ja, ich achte auch auf Zugkraft. Deswegen hab ich mich dann letztendlich für die HAG-Lok entschieden. Die Roco-Lok ist wirklich nicht schlecht, detaillierungsmässig sogar besser als die HAG-Lok. Aber die Zugkraft, die Ersatzteillage, das konstruktiv vertrauenserweckende Mitteldrehgestell waren dann die ausschlaggebenden Punkte, sFr 200 mehr zu bezahlen.
    Auf dem Rückweg zum Bahnhof konnten wir dann den Einkauf auch noch mit dem Original vergleichen. Und dann fiel mir auch auf, was mich an den Roco-Seitenfenstern so gestört hat: Diese sind mit der unteren Kante nicht ganz, aber etwa auf gleicher Höhe wir das Führerstandsfenster der Lf-Seite. Die HAG-Fenster sind vielleicht einen halben mm tiefer - und entsprechen damit dem Original. (der Unterschied ist minimal, aber mir fiel er halt auf.)


    Das war jetzt etwas ausführlich, aber so ist das gelaufen. Dass die HAG-Lok jetzt ein Rev-Datum hat, welches etwas ausserhalb meines Anlagenzeitraums liegt - naja....notfalls mache ich aus der 04 eine 94, dann passt es wieder......und die zuschaltbare rechte Lampe hinten bastele ich irgendwann mal nach Vorlage aus dem Forumsbeitrag.


    Was jetzt noch geändert werden muss, ist das Verhalten bei Stromunterbruch (CV124, die erreiche ich mit der 6021 nicht (und der Trick mit CV 07 klappt irgendwie nicht) und die Helligkeit der Frontbeleuchtung, die einfach gedimmt werden müsste. (geht auch nur mit einer Zentrale, die CV >80 erreichen kann....


    Nichtsdestotrotz bin ich immer noch - ja, man könnte sagen: glücklich mit der HAG-Maschine....


    ([size=7]is ja gut, ich höre ja schon auf zu labern.....ich hab manchmal schon einen Vogel, was mein Hobby betrifft. :oops: [/size]


    Edit: Bilder gibt es keine , hatte und hab keine Digiknipse...)

  • Hallo Rüdiger,
    Danke für deinen tollen Vergleich. Diesen empfand ich als sehr objektiv. Da wird nicht von vornherein einfach gegen das eine oder andere Fabrikat gewettert sonden einzelne Punkte gegeneinander abgewogen. Und schliesslich die persönliche(!) Entscheidung getroffen. Bei mir wäre sie wohl ebenfalls so ausgefallen. Im Wissen, dass auch das HAG-Modell nicht einfach 'perfekt' ist, sondern sich ebenfalls einige Minuspunkte gefallenlassen muss - bei anderen Modellbahnern wären die Kriterien wiederum anders gewichtet worden und Roco hätte die Nase vorn gehabt.
    Dadurch hat jedes der Modelle seine Käufer. So muss es sein.


    (Schön zu sehen, dass nicht allein der Preis das Zünglein an der Waage spielt)

    Wer Wind sät, wird Sturm ernten.


    In diesem Forum nicht mehr aktiv.

  • ...und wenn dann einmal die Mätrix Re 6/6 erhältlich ist wäre es noch toll einen auch so ausführlichen Testbericht zu sehen :D Bin schon gespannt, wie das "Wegstossen-Ergebnis" aussehen wird :D Und vielleicht bis dann mit Bildern? :wink:

  • Zitat von "Rüdiger"

    Was jetzt noch geändert werden muss, ist das Verhalten bei Stromunterbruch (CV124, die erreiche ich mit der 6021 nicht (und der Trick mit CV 07 klappt irgendwie nicht) und ....


    Was ist hier gemeint ?(:


    Habe ich da in der Vergangenheit etwas übersehen?


    Gibt es da einen (mir) unbekannten Trick?


    Funktioniert der ggf. auch bei Gleichstrom? Oder ist der nur für ein Wechselstrom-Problem?


    . . . fragt sich Mosi :roll::roll::oops::oops:


    Ansonsten ein schöner Testbericht...Gratuliere! :D

  • Mit CV124 Wert 4 kann die aktuelle Geschwindigkeit gespeichert werden.


    Welchen Trick es mit CV07 gibt weiss ich nicht, dort ist die interne Softwareversion des Decoders abgelegt.


    Rüdiger


    Sehr guter und nachvollziehbarer Test. :D So etwas gibt viel Arbeit.

  • Hallo,


    Ich habe 3 Re 6/6 von Roco (69730, 69733, 69735 (gruen)) und auch 4 von Hag (Bischofszell, Herzogenbuchsee (rot), Ziegelbruecke und Hochdorf (cargo)). Jede Lok hat seine Plus- und Minuspunkte.


    Die Helligkeit der Beleuchtung bei den Rocoloks musste gedimmt werden.
    Bei neuen Decodern wird ein Lokprogrammer oder CS noetig.


    Ich habe meine einzige rote Re 6/6 (69736) von Roco zurueckgesendet und durch die Hochdorferlok von Hag ersetzt, weil die Beleuchtung hatte auch nach zwei Reparaturversuchen durch das Gehaeuse durchgescheint.


    Die gruene Rocoloks laufen alle 100% problem frei.


    Roco (Plus)
    Erhabene Schrift
    Kurzkupplungschacht
    Stromabnehmer


    Roco (Minus)
    Fussbrett am Fronten leicht zu Breit
    Beleuchtung musst gedimmt werden (zu Stark) und bei roten Modellen gibt es immer noch ein Risiko von lichtdurchlaessigkeit.


    Hag (Plus)
    Metallgehaeuse
    Gewicht
    Stromabnahme (WS)


    Hag (Minus)
    Beleuchtung scheint unter dem Motorblock


    Die Modelle haben (fuer mich) eine aehnliche Gesamtwertung.
    Wir werden sehen wie das Maerklin Modell wird sich mit diesen Modellen vergleichen.


    Wie oben beschrieben, habe Ich schon die Bischofszeller Lok (allerdings nur Analog) und auch schon 2 Cargoloks. Ich werde vielleicht deshalb auf einer roter Re 6/6 von Maerklin warten.


    Gruss


    Mike C

  • Zitat von "Cebu Pacific"

    Welchen Trick es mit CV07 gibt weiss ich nicht, dort ist die interne Softwareversion des Decoders abgelegt.


    In einer PDF von ESU ist die Programmierung von CVs >80 mit der 6021 beschrieben (Seite 26 von 72).


    [Blockierte Grafik: http://hag-info.ch/hag/forum/phpBB2/userpix/141_ESU_Langmodus_1.jpg]


    Meine bisherigen Lopis haben allerdings auf diesen Kniff auch nicht reagiert.

    Gruss
    Peter


    No matter how much you polish a turd - it's still a turd

  • @Papa:
    genau das meinte ich...hat bei meiner Re 6/6 mit LopiV3 auf MCT (21-pol-Schnittstelle) auch nicht funktioniert.


    naja...wennn das Haus fertig ist, der Hobbykeller eingerichtet und wieder etwas Geld in der Kriegskasse, dann gibt es evt. mal ne moderene Zentrale.