Mit Interesse habe ich Euren (Erwin und Martin) bis heute andauernden Disput über Hag/Märklin/Roco im Stummi Forum verfolgt und will mich als bekennender Hag-Fan, der auch andere Fabrikate nicht schlecht redet, mal kurz einmischen. Da ich nicht Mitglied im Stummi-Forum bin, tue ich das hier, zumal das Thema inhaltlich auch im Hag-Forum nicht deplatziert ist.
Ich muss schon ehrlich sagen, dass ich Deiner Argumentation, Martin, nicht ganz folgen kann. Natürlich ist eine Hag-Lok wesentlich teurer als eine Roco- oder Märklin-Lok. Trotzdem wird ja niemand gezwungen, Hag zu kaufen. Darin, dass die Stromabnahme verbesserungswürdig ist, stimme ich Dir zu. Hag hat aber schon sehr viel dafür getan und manche Deiner Argumente finde ich sehr zweifelhaft. Wo liegt z.B. das Problem, wenn das Seitenspiel der Achsen gelegentlich dazu führt, dass sich die Schleifkontakte von den Rädern entfernen? Nichts ist einfacher, als die Kontakte nachzujustieren, ich mache das innerhalb von 2 Minuten. Ausserdem ist das kein hagspezifisches Problem sondern es kommt bei jedem Hersteller vor! Wie oft trudelten mir schon Zurüstteile entgegen, als ich eine Roco-Lok aus der Packung entnahm!
Auch die gebetsmühlenartig wiederholte Forderung nach weniger Haftreifen zugunsten einer besseren Stromabnahme teile ich nicht. Ich habe bei meinen 460igern viele Versuche mit und ohne Haftreifen gemacht und musste feststellen, dass die Loks wesentlich lauter laufen, wenn auch nur zwei Hafträder durch Vollräder ersetzt werden. Das durchgängige Metall bietet einen Resonanzboden, der das Getriebegeräusch verstärkt. Haftreifen führen zu einer angenehmen Dämpfung. Deshalb habe ich an allen Hag-Loks die Hafträder belassen. Dafür fahre ich grundsätzlich nur mit Lenz- und Zimo- Decodern, die sich wunderbar puffern lassen, so dass Kontaktstörungen keine grosse mehr Bedeutung haben. Probleme lassen sich beseitigen!
Deine Behauptung, dass Haftreifen keinen Strom leiten, klingt zwar vordergründig einleuchtend, ist aber aus dem Zusammenhang gerissen und entsprechend missverständlich. Sehr wohl leiten auch die mit Haftreifen ausgestatteten Räder Strom von der Schiene ab, wenn auch nur seitlich von den Spurkränzen. Dass Du das geflissentlich verschweigst zeigt bereits, dass Deine Kritik nicht objektiv ist! Auch ist es nicht allzu schwierig, den einen oder anderen Schleifkontakt selbst zu formen und mit etwas Geschick anzubringen. Dazu kommt, dass Hag-Loks durch ihren übersichtlichen und grosszügigen Aufbau geradezu prädestiniert sind, eigene Arbeiten durchzuführen.
Auch der von Dir bemängelte „bloss“ 3-polige Motor ist um längen besser als der 5-polige von Märklin. Ich habe eine einzige Trix-Re 460, die war trotz 5-Poler so laut, dass ein entspanntes Fahren unmöglich war und ich einen Umbausatz von SB-Modellbau ( Maxxon-Motor) einbaute. Diesen hört man nun wiederum kaum, der ganze Antrieb ist für mich jetzt irgendwie „seelenlos“ geworden, ähnlich wie bei vielen Roco-Loks aber immer noch besser als der Märklin-Traktor.
Natürlich kann man den Standpunkt vertreten, dass man von einem relativ teuren Modell erwarten kann, dass es problemlos läuft und keine Bastelarbeiten anfallen. Andrerseits kann ich Dir nur empfehlen: Leg doch einmal Hand an Deine Hag-Loks, beseitige Unzulänglichkeiten mit einfachen Mitteln und Du wirst sehen, es gibt nichts Besseres auf dem Markt als eine heimelig schnurrende Hag-Lok. Ausserdem hast Du garantiert eine andere emotionale Beziehung zu Deinen Loks, wenn Du durch eigenes Dazutun optimale Laufeigenschaften erreicht hast. Was bedeutet schon ein oder zwei Stunden kurzweiliger Bastelarbeit im Vergleich zu dann dauerhafter Freude am Fahrverhalten Deiner Loks.
Kritik ist ja grundsätzlich schon ok, solange sie konstruktiv und nicht verletzend ist. Einen Totalverriss wie ich ihn aus Deinen Zeilen entnehme hat Hag aber wirklich nicht verdient.
PS: Vielleicht rührt ein Teil Deiner Probleme ja auch von der Gleisseite her und Du solltest einfach mal einen Schienenreiniger über Deine Anlage schicken oder das eine oder andere Weichenherzstück polarisieren?