Das ist doch keine HAG, oder?

  • Ich verstehe bekanntlich gor nix von Spur 0, würde aber den Tipp wagen, dass diese Lok mit der GOTTHARD-Aufschrift eine "Seiler Matha" ist (Mikado Schweiz-Edition Seite 398): https://www.ricardo.ch/de/a/ha…v-gussgehaeus-1076933456/


    Ist denn die relativ schön/neu wirkende Farbe wohl echt? Sieht doch ein wenig anders aus als in der Abbildung im erwähnten Buch... :/

    Mit Forumistengruss, Stefan

    _____________________________


    "Die HAG Jünger sind auf dem gleichen Niveau wie die Märklin Fundamentalisten angelangt, für alles wird die passende Ausrede und Erklärung gesucht warum gerade jetzt wieder ein Fehler entschuldbar ist."

    (Heutiger "HAG-Apostel" am 25.12.2013.)

  • Die Drehgestelle zeigen die üblichen Abnützungsspuren, wenn auch nur wenig ausgeprägt. Der tadellose Zustand des Gehäuses lässt auf eine Neulackierung schleissen. Aber dies muss man dem angesprochenen Sammler von HAG-Loks ja nicht gleich auf die Nase binden ...

    Bei meinen Beiträgen im Forum wende ich grundsätzlich die Enten-Taktik an. Über der Wasseroberfläche: Aufmerksam beobachten, kühlen Kopf und Ruhe bewahren. Unter der Wasseroberfläche: Kräftig treten. Wenn's brenzlig wird: Blitzschnell abtauchen.

  • Ich verstehe bekanntlich gor nix von Spur 0

    wer`s glaubt...:wink:

    Stefan Du verstehst von Vielem ganz viel:)! Ausser vielleicht Begeisterung für HAG Stansstad aufbringen, da braucht es noch etwas Zeit und Übung;).


    Ich bin mit Dir ganz einig: mit Sicherheit keine (originale) HAG Lok.

    Es ist jedoch etwas komplizierter als es auf den 1. Moment scheint. Der Verlauf hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der klassischen 140 HAG H0 Ae 4/7, dieses Gehäuse hat ja auch in seinen knapp 40 Jahren = 4 Hersteller erlebt. Von Car 1946 über Jibby, Buco, bis HAG in die 1980-er Jahre hinein.


    Soweit mir bekannt, Irrtum vorbehalten - fertigte HAG den Zink-Druckguss nicht selbst (intern), sondern Vergab den Auftrag extern. Dito einige Jahre zuvor SPIEWA UND ANDERE, beide hatten den gleichen Rohguss-Hersteller, nämlich Injecta! Es wäre noch interessant zu erfahren, wie die Usanzen / Verträge damals waren, zwischen dem Guss-Rohling Fabrikanten und den effektiven Modellbahn-Herstellern? Offenbar konnte jeder bei INJECTA Spur 0 SBB Re 4/4 I Gehäuse kaufen, (bestimmt nicht einzeln!) auch wenn andere Hersteller bereits Gehäuse bezogen hatten! Das Problem löste sich ohne jedwelche Juristerei ganz von selber, per Angebot und Nachfrage: Salopp ausgedrückt: Die anderen Hersteller probierten, HAG machte Nägel mit Köpfen! Dies führt zu den in Sammlerkreisen unüblichen Situation, dass die seltenere Variante z.B. Spiewa viel rarer wie auch billiger ist! Weil fast immer verbastelt, Fremd-Teile daran und/oder defekt! Gäbe es das Goldacher Buch und Hansueli Gonzenbach nicht, es wüsste niemand mehr Bescheid, ist es doch 73 Jahre her.


    Nur ein Rohgehäuse ergibt noch lange keine fertige Lok! Drehgestelle, Antrieb, Ausrüstung und Detaillierung überforderte mach ein anderer Mitbewerber. In den späten 1940-er Jahren konnte niemand mehr mit HAG gleichziehen, oder gar besser sein. Erst mit Keiser kam jemand, welcher eher noch die schöneren Spur 0 Re 4/4 I angeboten hatte. Aber nicht mal diese Modelle hatten die besseren Laufeigenschaften, als die legendären HAG Re 4/4 I in Spur 0.


    Über das "Gotthard" kann man sich streiten, exakte Modellbahner wollten schon damals nichts von gratis Fantasie-Zugaben wissen, die hätten besser die Fronten exakter erstellt. Die ersten INJECTA Re 4/4 Gussgehäuse waren nicht übertrieben schön. Das Spiewa-Dach von INJECTA 1. Generation sieht aus, als hätte es eins aufs Dach bekommen, von vorne betrachtet. Man hat fast das Gefühl, es sei ein schlecht sitzendes Blechdach. Es ist Guss, aber die Rundung nicht gut und schön gelungen. Mit jeder Neuauflage verbesserte sich die Gussform Markant!


    Wer hat in seiner Sammlung eine unverbastelte betriebsbereite originale Spur 0 (Spiewa) Re 4/4 I Bj. 1946 - 1949 welche NICHT von HAG stammt? Ich selbst nicht! Das gibt es bestimmt, doch diese Sammler kann man an an 1-2 Händen abzählen, welche dieses Glück haben! Ich behaupte jetzt einfach mal, ohne es zu wissen: 90 - 95% der noch existierender Spur 0 Re 4/4 I von 1946 -1949 welche nicht aus dem Hause HAG stammen, sind verbastelt. Die Antriebe der Mitbewerber, so überhaupt vorhanden, bewährten sich nicht oder sind längstens zerfallen. Nicht zu verwechseln mit INJECTA Gehäusen NACH der HAG Spur 0 Aufgabe. Ab den 1950-er gab und gibt es zahlreiche kleinere bis kleinste Nischen-Anbieter der Spur 0 Re 4/4 I mit Injecta-Gehäuse.


    Auch wenn es nicht ganz korrekt bez schlicht falsch ist, dieses erwähnte Internet-Angebot "HAG" zu nennen, ich würde dem Anbieter keine böse Absicht unterstellen! Wie kann man wissen, wenn einem die Thematik nicht sonderlich interessiert, dass dieses Gebastel nie und nimmer von HAG verkauft wurde und Teile von Injecta, HAG, Buco u.a. verbaut sind! Es schaut nicht ganz jeder Internet Anbieter in das HAG oder MoBa-Forum herein:wink:.


    Gruss

    Hermann

  • Sehr gerne!

    Nur auf die hauptsächliche, nicht sehr erfreuliche, Quintessenz sind wir noch gar nicht erst eingegangen: nämlich dass die Spur 0 im sterben liegt, das wäre jetzt stark übertrieben, aber krank angeschlagen ist die Spur 0 schon, es ist offensichtlich.


    Ob jetzt eine solche INJECTA-Gehäuse Spur 0 Re 4/4 I zu 0%, 50%, 100% von HAG stammt. Solche Geschichten haben - vielleicht - noch einen gewissen Unterhaltungswert in Foren, aber auf den Markt keinen Einfluss. Erwin würde vielleicht ausdrücken: wer nicht mit der Zeit geht, (Sprich aktuelle zeitgemässe Modelle kauft), der vergeht mit der Zeit. Das hier ist ein gutes Beispiel, dass an dem Spruch doch was Wahres dran ist. Auch wenn ich es persönlich genau anderst herum handhabe.


    Der Beschreib vom erwähnten Internet Angebot stimmt mit Sicherheit nicht, who cares? Zu früheren Zeiten zahlte man mindestens soviel nur schon für das rohe Gehäuse mit dem erhabenen "Gotthard". Das von Stefan zitierte Angebot ist immerhin eine fahrfähige Lok und es interessiert, anscheinen trotzdem kein ernsthafter Käufer. Das ist eben auch eine Tatsache. Der Spur 0 gehen langsam die Käufer aus! Da würden auch exakte Angebot-Beschreibe nichts daran ändern.


    In dem Zusammenhang ein Vergleich: Das Hauptargument von den Spur 0 Replicas war, dass es den Markt beleben würde und sich Tinplate Liebhaber welche per se Interesse an der Modellbahn haben, aber sich kein Original leisten können (oder wollen!), trotzdem zum gewünschten Modell kommen. Heute ist es manchmal genau umgekehrt: Es braucht viel Mut und Goodwill von guten Replica Hersteller, aktiv zu sein, bei 0815 Modellen kostet die Replica-Version deutlich mehr, manchmal das doppelte, als das Buco-Original! Wobei man bemerken muss, die Buco Neuauflagen werden zu einem sehr fairen Preis angeboten. Für den Preis welche eine Buco Lokomotive derzeit an einer Auktion erzielt, da braucht es von einem Herrn wie Max Stahel viel Goodwill und Durchhaltevermögen. Reine kommerzielle Anliegen sind da wohl eher sekundär, es scheint die Begeisterung für die Marke Buco zu sein.


    Trotzdem, man darf sich nicht täuschen: wenn wirklich echte originale Schweizer Spur 0 Raritäten aus den 1940-er und 1950-er Jahren auftauchen, dann kommen schon noch ein paar Sammler hervor, garantiert! Die meisten dieser relativ wenigen Sammler in diesem Bereich wollen nicht primär ihre Sammlung vergrösseren, sondern die letzten weissen Flecken durch noch fehlende Raritäten ersetzen. Wenn jetzt eine ominöse blaue HAG Spur 0 Re 4/4 I oder die nicht ganz so extrem rar ROTE HAG Re 4/4 I angeboten werden würde, (mir fehlen natürlich beide Raritäten), es ist nicht davon auszugehen, dass sich der Verkäufer um einen zu tiefen Preis sorgen müsste, - wenn so eine Lok, möglichst von mehreren Personen, für original und gut erhalten befunden wird.


    Aber Spur 0 Modelle welche schon vor 20-30 Jahren magere Preise brachten, aus welchen Gründen auch immer, sind heute erst recht nicht mehr gesucht. Die grünen HAG Re 4/4 I Varianten, haben sich im Preis halbiert, oder sind gar noch günstiger geworden. Auch ca. 40 jährige Spur 0 Fulgurex Modelle, z.B. die Be 4/6 Lok , da fehlt ganz offensichtlich (auch) in dem Bereich der Käufer-Nachwuchs, die Angebote sind so tief wie noch kaum je zuvor. Ein run darauf ist trotzdem nicht feststellbar.


    Der kleine bis winzige Anteil an den vorläufig noch sehr gut bezahlten "Super" Raritäten kann den Gesamtmarkt Spur 0 im Bereich Tinplate und ältere Messing Modellen nicht retten. Vielleicht kommt mal auch wieder eine Gegenbewegung?!? Man, zumindest ich, weis es nicht. Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass der (Schuld)Zins von damals 8-9% (!) gegen 0.- tendiert. Mit dem Nachteil, dass Firmen u. Fabrikanten, welche viel Geld auf ihrem Konto haben, betreffend Gebühren mit einer runden 0.- noch gut bedient sind. Viel eher müssen sie dafür bezahlen, überhaupt Geld auf ihrer Bank haben zu dürfen! In so einer Zeit sind gute Sachwerte vielleicht noch nicht mal das Dümmste? Aber gleichfalls mit hohem Risiko verbunden. Wenn man jemandem vorher erklären muss, was ein Gokü oder CCS 800 ist, dann will dieser jemand sowas auch nicht erwerben wollen.


    Gruss

    Hermann

  • Der kleine bis winzige Anteil an den vorläufig noch sehr gut bezahlten "Super" Raritäten kann den Gesamtmarkt Spur 0 im Bereich Tinplate und ältere Messing Modellen nicht retten. Vielleicht kommt mal auch wieder eine Gegenbewegung?!?

    Lieber Hermann

    Warte nur, bis die Chinesen die Blecheisenbahnen der Spur 0 entdecken. Dann geht ein Markt auf! :P. Dann kommen die Buco-Replikaner mit dem Blechstanzen kaum mehr nach und das Auktionshaus Dorenbach ruft simultan auf Chinesisch auf...

    Beste Grüsse (und danke für deine wie immer interessanten Ausführungen

    Stephan

  • Warte nur, bis die Chinesen die Blecheisenbahnen der Spur 0 entdecken. Dann geht ein Markt auf!

    Lieber Stephan,

    blos nicht. Wenn die China-Kultur in der Schweiz das Zepter übernommen hat, das dauert noch ca. 100 - 200 Jahre, das würde für uns bedeuten: wer 2 HAG oder 2 Buco Lokomotiven hat (oder mehr) = Gefängnis weil die Logarithmen an das Zentralbüro melden: "unkontrolliert, lässt seinem emotionalen Wirken zu viel Freiraum". // Wer keine einzige Buco oder HAG Lok hat, kommt gleichfalls ins Gefängnis, dem wird mangelnde Heimat - Verbundenheit und fehlendes Interesse für Schweizer Spielzeug Kultur vorgehalten. Da lobe ich mir das hier und jetzt: die einen Modellbahner digitalisieren nach Lust und Laune, frei nach ihrem Gutdünken. Andere dürfen noch ganz ungestraft das digitale Zeugs herausreissen, damit die Lok nicht nur nach klar definierten Parametern-, sondern IMMER UND GANZ VON SELBER(!) fährt, sobald Strom läuft. Im 2019 und hoffentlich noch lange darüber hinaus: Jeder frei nach seinem Gutdünken, ganz wie man will!


    Gleichfalls Dank an Dich, für Dein http://www.blechundguss.ch

    Da findet man übersichtlich und rasch viele Informationen, :thumbup:was das Vergessen der "alten Modellbahn Spielzeug Kultur" hinaus zögert. Oder gar vielleicht den einen oder anderen Leser zum Sammeln anstiftet. Dieser Modellbahn-Virus mag zwar rückläufig sein, aber wer mal davon befallen ist, dem eilt es nicht, davon geheilt zu werden.


    Gruss

    Hermann